© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Kultursommerprogramm: Neugierig bin ich auf eine Sonderausstellung der Helmut-Newton-Stiftung im Berliner Museum für Fotografie, die sich unter dem Titel „Hollywood“ der US-Filmmetropole widmet. Der Ankündigung zufolge werden dort mehr als 200 Arbeiten diverser Fotografen aus nahezu hundert Jahren gezeigt. Zu den prominent Abgelichteten gehören unter anderem Faye Dunaway, Clint Eastwood, Dennis Hopper, Marilyn Monroe, Jack Nicholson, Elizabeth Taylor und Sigourney Weaver, aber auch der Maler David Hockney oder der LSD-Propagandist Timothy Leary. Die Schau in der Charlottenburger Jebensstraße direkt am Bahnhof Zoo läuft bis zum 20. November. Ebenfalls interessiert mich die neue Ausstellung in der Liebermann-Villa am Wannsee. Die Terrasse dort mit Blick auf den prächtigen Garten ist ohnehin ein Kraftplatz für die geschundene städtische Seele. Die Schau „Küste in Sicht“ vereint rund 30 Bilder, die Max Liebermann zwischen 1905 und 1913 im holländischen Fischerdorf Noordwijk malte. Der Eintritt zu beiden Ausstellungen kostet jeweils 10 Euro (ermäßigt 5 bzw. 6 Euro). Zur musikalischen Abrundung dieses Monats geht es dann schließlich am 31. Juli ins Schloß Oranienburg zum Auftritt der britischen Pop- und Rocksängerin Bonnie Tyler. Restkarten für das Konzert sind übrigens noch verfügbar.

Facebook-Fundstück bei dem belgischen Althistoriker David Engels: „Unerbetene Aphorismen #2: Die Zeit der Analysen und Warnungen ist zu Ende: Das Desaster ist nicht mehr abzuwenden. Es bleibt bestenfalls noch die Rolle des Chronisten.“

96 Prozent der Leserschaft von „Barbara“ sind weiblich. Aber das ist mir völlig schnuppe.

Ungewöhnliche Lektüre-Empfehlung: Werfen Sie mal einen Blick in die Frauenzeitschrift Barbara. Jawohl, ich schmökere ab und zu darin herum. Ausweislich der vom Verlag Gruner + Jahr angegebenen Mediadaten sind zwar 96 Prozent von deren Leserschaft weiblich. Aber das ist mir völlig schnuppe. Das Magazin mit der namensgebenden Moderatorin Barbara Schöneberger auf jedem Titel, die im Impressum als „Editor at Large“ fungiert und also in die inhaltliche Heftproduktion eingebunden ist, besticht durch Selbstironie und Humor in einem flapsigen, zuweilen schnoddrigen Tonfall. Zudem wirkt die optimistische Grundhaltung in dem sonst oft mausgrauen, moralinsauren Medienangebot erfrischend. Der Themenschwerpunkt der Juli-Ausgabe zum Beispiel lautet „Ich laß das jetzt so“ und handelt von der Kunst, nicht immer alles geradebiegen zu wollen.

Apropos Männer und Frauenmagazine: Bei Recherchen dazu stoße ich auf das Forum des Onlineportals Elitepartner. Darin wurde schon 2010 die weltbewegende Frage diskutiert: „Frauen: Wie findet ihr es, wenn der Mann angibt, gerne Frauenzeitschriften zu lesen?“ Damals ging es um die Gala. Die Antworten waren breit gefächert. „Ich finde, solche Zeitschriften passen nicht zu Männern.“ – „Meine Güte, wenn du sonst keine Probleme hast (…) Das ist doch völlig irrelevant!“ – „Wie ich das finde? Höchst normal. Diese Frage dagegen läßt mich den Kopf schütteln.“