© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/22 / 22. Juli 2022

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Documenta-Skandal: Druck auf Claudia Roth wächst 

WÜRZBURG. Nach der Amtsniederlegung der Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann hat der kulturpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Marc Jongen, auch den Rücktritt von Kulturstaatsministerin Claudia Roth gefordert. Nur dann könne „der unheilvollen Instrumentalisierung von Kunst und Kultur durch postkolonialistische Aktivisten wirksam Einhalt geboten werden“, begründete er seine Forderung. Für einen Amtsverzicht plädiert auch die monatlich erscheinende Jüdische Rundschau. In der Juli-Ausgabe schreibt der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll, Claudia Roth erweise sich als „Fossil verjährter grüner Ideologien, von denen sich die jüngeren Realpolitiker ihrer Partei emanzipieren müssen“. Durchblick durch komplexe Sachverhalte sei nie ihre Sräke gewesen, sie lebe „im seligen Zustand einer von Ideologemen und Stereotypen bestimmten gutmenschlichen Selbstgerechtigkeit“. Ihrer Aufgabe als Staatsministerin sei sie nicht gewachsen. Den Druck auf die Grünen-Politikerin erhöhte auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Er vertritt die Ansicht, die israelfeindliche BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) werde im deutschen Kulturbetrieb „gezielt verharmlost“. Zum Hintergrund: Auf der Kunstschau in Kassel war ein Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit antisemitischen Abbildungen gezeigt worden. Zu sehen waren Juden mit Dracula-Zähnen, Schläfenlocken und SS-Rune am Hut. Ein anderer Bereich des Bildes mit dem Titel „People’s Justice“ zeigte ein Schwein mit Davidstern mit der Aufschrift „Mossad“. Das ist der israelische Geheimdienst. Das Banner war nach Protesten zunächst verhüllt und dann entfernt worden. Der Aufsichtsrat der Kunstschau äußerte vergangenen Samstag „tiefe Betroffenheit“ über die Vorgänge. Das Werk habe „eindeutig antisemitische Motive“ enthalten, es sei „eine klare Grenzüberschreitung“ gewesen. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, nannte den Rücktritt Schormanns „überfällig“. Der Antisemitismus-Skandal auf der Documenta sei nur der Höhepunkt einer Entwicklung, die in Teilen des deutschen Kulturbetriebes seit Jahren zu beobachten sei, sagte unterdessen der Zentralratschef Schuster gegenüber Bild. Er forderte die Verantwortlichen für die deutsche Kulturpolitik auf, die Verharmlosung der BDS-Bewegung zu bekämpfen.Der Bundestag hat die israelfeindliche Boykottbewegung 2019 als antisemitisch eingestuft. Die heutige Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte als Bundestagsabgeordnete gegen die Entschließung des Parlaments gestimmt. Die Leitung der diesjährigen Documenta 15 hat inzwischen der Kulturmanager Alexander Farenholtz vorübergehend übernommen. Sein Vertrag läuft zunächst bis zum 30. September. Er war bereits bei der neunten Documenta deren Geschäftsführer und bis 2020 Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung des Bundes. (tha)

 https://documenta-fifteen.de/





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