© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/22 / 05. August 2022

Weiterbetrieb der Atomkraftwerke
Energiepolitische Geisterfahrer
Ulrich van Suntum

Zwanzig namhafte Professoren fordern ihn in der „Stuttgarter Erklärung“, 70 Prozent der Bevölkerung und sogar 54 Prozent der Grünen-Wähler wollen ihn: Der Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke sollte eigentlich selbstverständlich sein in der bisher dramatischsten Energiekrise. Die Internationale Energieagentur (IEA) empfiehlt Atomkraft in einer neuen Studie als wichtige Hilfe und sogar die EU-Kommission stuft sie als nachhaltig ein. Nur die Spitzenpolitiker der Grünen üben sich nach wie vor als energiepolitische Geisterfahrer. 

Ein Wiedereinstieg in die Kernenergie komme gar nicht in Frage, so die Parteivorsitzende Ricarda Lang. Deutschland habe ein Gas-, kein Elektrizitätsproblem, lautet eines ihrer einfältigsten Argumente. Es scheint sich wohl eher um ein Einsichtsproblem zu handeln. Daß die Energiemärkte eng miteinander verbunden sind, sollte sich inzwischen auch bei Politikern herumgesprochen haben. Schon rennen zum Beispiel die Leute los und kaufen Heizstrahler, um nicht aus Gas-Mangel im Winter frieren zu müssen. Außerdem wird Gas auch zur Stromproduktion eingesetzt und kann insoweit direkt durch Kernkraft ersetzt werden. All das wissen natürlich auch die Grünen, sie wollen es nur nicht zugeben. „Nein, meine Suppe esse ich nicht!“ Es ist bekannt, wie diese Geschichte ausging.





Prof. Dr. Ulrich van Suntum ist Volkswirt und lehrte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.