© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/22 / 05. August 2022

CD-Kritik: Franz Liszt, Konstantin Krimmel
Sängerdichter
Jens Knorr

Von Franz Liszts Liedschaffen sind nur einige wenige Werke in das Gesangsrepertoire eingegangen. Nach wie vor ist es unvollständig verlegt, ja noch nicht einmal komplett bekannt und erfaßt worden. Für das zweite Album einer bei dem Label CAvi geplanten Serie aller Liszt-Lieder haben Bariton Konstantin Krimmel und Pianist Daniel Heide Liszts fünf Lieder nach Goethe und sieben nach Heine quasi zu Zyklen zusammengestellt, getrennt und verbunden durch einige späte, ausschließlich deutschsprachige Lieder des polyglotten Komponisten.

Nicht mit außermusikalischen dramatisierenden Gesten, sondern mit stimmlichen Mitteln und Gefühl für musikalische Zeit hält Krimmel Sinn und Form der Lieder präsent. Als hätten Sänger und Pianist dem Hörer kein Wissen voraus, klingt jedes wie im Augenblick erfunden. Heide gleicht Klavier- und Gesangspart mit sicherer Hand aus, nicht einfach nur einander an; bei alldem, was dem Klaviervirtuosen Liszt an stürzendem, sinkendem Becher oder Schiffer und Kahn verschlingenden Wellen so aus den Fingern aufs Notenpapier gekommen ist, nicht die einfachste Handlung. Dramaturgisch geschickt führen Heide und Krimmel den Hörer zu den schmerzlich schmerzenden letzten Liedern, atemberaubende Entdeckungen allesamt.

Dieses Liszt-Album, weniger spektakulär, aber künstlerisch reifer auskultiert als sein Debüt-Album „Saga“, erlaubt noch viel schönere Hoffnungen in den Liedersänger Konstantin Krimmel: Er heißt die Dichtkunst tönen und reden die Musik.

Franz Liszt Der du vom Himmel bist CAvi 2022

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