© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/22 / 05. August 2022

Leserbriefe

Zu: „ʻDas ist nicht unser Kriegʼ“, im Gespräch mit Alexander Gauland, JF 30-31/22

Augenöffner, Dokument der Zeitgeschichte

Das Interview mit Alexander Gauland ist ein Augenöffner und wird als Dokument der Zeitgeschichte zukünftig sicherlich viel zur Erhellung des gegenwärtigen, eigentlich merkwürdigen Niedergangs des rechten Lagers beitragen können. Mit fast jedem relativierenden Satz ist dem aus der West-CDU stammenden konservativen Urgestein ein um Verständnis für die wohl „kulturellen Eigenheiten“ der Mitteldeutschen bemühtes Lavieren zu entnehmen. Vor allem im letzten Antwortblock springt einem Gaulands Verständnislosigkeit angesichts eines geradezu kollektiven „Stockholm-Syndroms“ im jahrzehntelang unter sowjetrussischer Aufsicht stehenden Teil unseres Volkes förmlich ins Auge – einschließlich des Dilemmas, daß die AfD als einzige Bundespartei auf diese post-sozialistischen Befindlichkeiten im Osten unserer Republik Rücksicht nehmen muß, da sie hier zu Recht (und durchaus legitim) ihr Haupt-Wählerreservoir vermutet. Aber: Angst vor der Eskalation/keine Verlängerung des Krieges – nein, das ist unglaubhaft, als Angst- und Friedenspartei braucht nun einmal niemand die AfD, und als Teil der Friedensbewegung (wie weiland im Westen mit freundlicher Unterstützung der Sowjets) geht die Partei halt definitiv auch nicht durch. Am Angriffskrieg des „sozialistischen Brudervolks“ gibt es schlicht nichts zu relativieren oder zu rechtfertigen. 30 Jahre nach dem Untergang der DDR wäre es an der Zeit, die leider noch immer ausstehende Abrechnung mit dem Sozialismus und der Kollaboration mit dem Feind anzugehen. Das ist also in diesem Sinne sehr wohl unser Krieg, Herr Gauland.

Frieder Kammerer, Herdwangen




Für eigene Geopolitik zu klein

Der von mir hochgeschätzte Alexander Gauland vertritt einen Standpunkt, dem ich voll beipflichten könnte, nur vergißt er, daß die Bunderrepublik Deutschland kein souveräner Staat ist und es sich daher nicht leisten kann, unabhängig zu handeln! Wir gehören mit allen Konsequenzen in die Nato und in die EU und können uns eine „Schaukelpolitik“ (eine Politik des Ausgleichs mit Rußland) nicht erlauben! Ich werde nie die Szene vergessen, in der Präsident Biden erklärte, daß er dafür sorgen werde, daß Nord Stream 2 nie in Betrieb gehen werde, und Kanzler Scholz stand wie ein kleiner dummer Junge daneben! Aber da stehen wir nun mal – auch wenn einige Parteifreunde das immer wieder mal vergessen! Wir müssen Realpolitik machen, um zu überleben – und keine Geopolitik, dazu sind wir zu klein!    Knut Frenzel, Kiel




Bloß kein „Putin-Versteher“ sein

Schade, das Interview hinterließ bei mir den Eindruck, Alexander Gauland wolle unter allen Umständen vermeiden, als „Putin-Versteher“ geschmäht zu werden, während Moritz Schwarz ihn mit seinen Suggestiv-Fragen unbedingt in diese Rolle drängen wollte. Ja, der Krieg in der Ukraine ist ein Bruch des Völkerrechts, wie übrigens alle Kriege, die von den USA angezettelt wurden. Der einzige Unterschied: Gegen die Amerikaner wurden noch nie deswegen Sanktionen verhängt, ebensowenig wurden die amerikanischen Kriegsherren von westlichen „Demokraten“ dämonisiert. Die haben eben ihre Vasallen gut im Griff (nicht umsonst sind noch über 35.000 amerikanische GIs in der Bundesrepublik stationiert!). Spätestens als der „präsenile“ amerikanische Präsident im Beisein des dümmlich grinsenden Bundeskanzlers die Gasleitung Nord Stream 2 schon vor der Inbetriebnahme stillegte, hatte letzterer seine Lektion gelernt. 

Im Gegensatz zu den grünen Hohlbirnen, die derzeit in Deutschland das Sagen haben, kennt Gauland die Geschichte und weiß deswegen, daß Sanktionen bisher noch keinen autoritären Herrscher zum Einlenken bewegen konnten, denn einen Diktator hat es noch nie gestört, ob „sein“ Volk darbt oder nicht. Ihm und seiner Nomenklatura ging es immer gut. Daß das die Grünen-Wähler bis heute nicht realisiert haben, sagt über ihre Intelligenz mehr aus als alle PISA-Studien zusammen. 

Herr Gauland begreift den Krieg als „geostrategischen Konflikt zwischen den USA und Rußland“, möchte ihn aber nicht rechtfertigen, denn die vielen Toten und die immensen Zerstörungen lassen keine Rechtfertigung zu. Mir wäre es auch lieber, Putin hätte die für das Chaos Verantwortlichen liquidiert; die CIA hatte vorher schon mehrere Male gezeigt, wie unliebsame Regierungschefs beseitigt werden können – selbstverständlich auch ohne dafür jemals angeklagt zu werden. 

Schwarz’ Frage am Schluß, wofür die AfD einer Macht dankt, „die Millionen Deutsche vertrieben hat (…)“, halte ich für unanständig. Die gleiche Frage könnte man den Briten und den Amerikanern stellen, die auf den Rheinwiesen noch Millionen deutsche Soldaten und Zivilisten verrecken ließen, obwohl der Krieg schon lange zu Ende war.

Peter Kiefer, Steinen






Zur Meldung: „Flüchtlinge per Schiff abholen und einbürgern“, JF 30-31/22

Mir graut vor unserer Zukunft

Die Dummheit der Grünen ist anscheinend grenzenlos! Anders läßt sich die Forderung von Emilia Fester wohl nicht erklären. Wer das alles bezahlen soll, sind wohl die über 85 Prozent der Deutschen, die die Grünen nicht gewählt haben! Hier stellt sich die Frage, warum die anderen Parteien sich dermaßen vorführen lassen, anstatt diese Deutschenhasser endlich in ihre Schranken zu weisen? Diese totale Überfremdung in unseren Städten ist inzwischen dermaßen hoch, daß man nicht einmal mehr bummeln und einkaufen mag! Der sogenannte soziale Frieden wird nicht mehr lange halten, und die Leidtragenden werden nicht die Zuwanderer sein! Mir graut vor unserer Zukunft!

Henry Gnutzmann, Schacht-Audorf






Zu: „Wahrzeichen für Einheit und Freiheit“ von Michael Paulwitz, JF 30-31/22

Bastion in vaterlandsloser Zeit

Großen Dank an den Autor für diesen würdigenden Artikel über das Symbol der deutschen Einheits- und Freiheitsbewegung, das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach. Fußend auf dem Wertekanon „Ehre, Freiheit, Vaterland“ ist die Deutsche Burschenschaft das politische Forum des Verbindungswesens – und mit dieser Trias auch Alleinstellungsmerkmal in einer vaterlandslosen Zeit. Für mich ist und bleibt sie das Leuchtfeuer der Corporationsbewegung und beflügelt meinen Stolz, ihr seit vielen Jahren anzugehören.

Prof. Dr. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i.Fr.






Zu: „Das Schachbrett wurde umgeworfen“ von Jörg Kürschner, JF 30-31/22

Keine schriftlichen Zusagen

Wenn Botschafter von Fritsch in der Buchbesprechung richtig zitiert worden ist, irrt er. Die mündliche Zusage, daß sich die Nato nach einer deutschen Widervereinigung nicht nach Osten ausdehnen wird, hat es gegeben. Am 8. Februar 1990 hat US-Außenminister Baker gegenüber Generalsekretär Gorbatschow zugesagt, daß „die Nato keinen Inch weiter nach Osten vorrücken“ wird. Baker hat seine ursprüngliche Zusage einem Journalisten gegenüber später bestätigt, sie inhaltlich aber zurückgenommen. 

Diese Zusicherung ist offensichtlich in Unkenntnis des informellen Baker-Rückziehers in verschiedenen Formulierungen vom Nato-Generalsekretär, vom deutschen und vom britischen Außenminister bestätigt worden. Noch am 6. März 1991 hat der Leiter des Genscher-Ministerbüros Chrobog gegenüber den politischen Direktoren der Außenämter Englands, Frankreichs und der USA bei Überlegungen zur zukünftigen Sicherheit der osteuropäischen Staaten gesagt: „Wir haben in den 2-plus-4-Verhandlungen deutlich gemacht, daß wir die Nato nicht über die Elbe hinaus ausdehnen werden. Wir können deshalb Polen und den anderen keine Nato-Mitgliedschaft anbieten.“ Diese Zusagen haben allerdings keine Gültigkeit erlangt, da sie nie Teil eines schriftlichen Vertrags geworden sind. Sie haben aber eine russische Erwartungshaltung erzeugt. Und Rußland hat die Nato-Erweiterungen zähneknirschend akzeptiert. 

Von Fritschs Einlassung, eine solche mündliche Zusicherung habe es schon deshalb nicht geben können, weil zu der Zeit zum Beispiel Lettland noch „fester Bestandteil der Sowjetunion“ gewesen sei, trifft nicht ins Schwarze. Als Baker Gorbatschow am 8. Februar 1990 seine Zusage für die „Nichterweiterung“ gab, rumorte es schon ein, zwei Jahre in den Sowjetrepubliken Lettland und Litauen. In Litauen gab es die Unabhängigkeitsbewegung Sąjūdis. Und als am 5. Mai 1990 die erste Zwei-plus-Vier-Verhandlungsrunde begann, hatten gerade Litauen (am 11. März 1990) und Lettland (am 4. Mai 1990) ihre Unabhängigkeit erklärt und Estland folgte nur drei Tage später (am 8. Mai 1990). Auch im Warschauer Pakt waren die Risse und die wachsende Westorientierung schon erkennbar. In Ungarn lief der Reformprozeß seit 1987, in Rumänien, Polen und der Tschechoslowakei seit 1989. Botschafter von Fritsch ist erst 24 Jahre nach den Ereignissen Botschafter in Moskau geworden.

Gerd Schultze-Rhonhof, Haldensleben






Zu: „Flugangst muß nicht sein“ von Frank Littek, JF 30-31/22

Nur einmal eine härtere Landung

Der Autor erklärt sehr schön und mit einfachen Worten, warum ein Flugzeug fliegt, wo die Geräusche herkommen, die man als Passagier hören kann und einiges mehr. Solche Kenntnisse helfen vermutlich manchmal Leuten mit Flugangst. Nach meiner Erfahrung haben Menschen aber trotzdem oft einfach eine diffuse Angst „abzustürzen“, bis hin zur Panikattacke im Flieger. Warum sie sich das trotzdem alles „antun“, ist nicht zu verstehen. Warum lassen sie es dann nicht und fahren eben in den Urlaub an die Nordsee oder nach Bayern? Es würde ihnen und den Mitfliegern einiges ersparen.

Nicht ganz konform gehe ich mit der Aussage des Autors, was „weiche“ Landungen angeht. Daß eine positive, härtere Landung die bessere sei, ist in der Tat die offizielle Version der Fluggesellschaften, und so wird es den Anwärtern auch beigebracht. Die Gründe hat Herr Littek soweit korrekt angeführt. Trotzdem bemüht sich wohl fast jeder Pilot in aller Regel, eine „schöne“ Landung zu machen. Daran wird er am Ende gemessen. Die Fluggäste merken das eben und freuen sich, ansonsten können sie nicht viel über die Piloten nach einem Flug sagen, abgesehen von Pünktlichkeit, verständlichen, freundlichen Ansagen und ob es „viel gewackelt hat“. Nach weichen Landungen bedanken sich übrigens ganz oft Passagiere bei uns oder geben es an die Flugbegleiter weiter. 

Auch unter kniffeligen Bedingungen wird versucht, nach einem stabilen Anflug das letzte und eigentlich Wichtigste, nämlich das Aufsetzen, sanft zu gestalten. Es ist eine kleine Gratwanderung, denn man muß alles einberechnen und darf vor allem die verbleibende Landestrecke nicht außer acht lassen, denn da darf man nichts oder nur wenig verschenken. Man lernt das mit den Jahren, und nicht jeder kann das am Ende. Wer regelmäßig weiche und sichere Landungen hinbekommt und auch sonst seine Arbeit gut macht, ist auch bei den Kollegen und Flugbegleitern hoch angesehen. Die Situationen, wo ich derart ungünstige Landebedingungen vorfand, daß ich einfach nur die Maschine unsanft aufsetzen mußte, gab es eher selten. Und manchmal ist mir auch „einer durchgerutscht“ und ich habe ganz ungewollt doch eine härtere Landung hingesetzt. So ist das im Leben.

Holger Ziehm, Flugkapitän i.R., Herdecke






Zur Meldung: „Ministerin: Abtreibung im Medizinstudium lehren“, JF 28/22

Bundesministerin für Kindstötung

Informationen über etwas stelle ich nicht mit Werbung für etwas gleich, weshalb ich die Aufhebung des Werbeverbots für Abtreibungen für falsch halte, wohingegen dies für Lisa Paus (Grüne) nur ein erster Schritt ist, denn als nächstes sollten das Strafgesetzbuch geändert und die Methoden der Abtreibung im Medizinstudium gelehrt werden – dieser Meinung kann man sein, aber als Bundesfamilienministerin? Offenbar muß ihr jemand erklären, was es bedeutet, dieses Amt zu bekleiden, nämlich Kinder zu ermöglichen anstatt sie zu verhindern. Diese Frau ist eine Fehlbesetzung, segelt sie doch ebenso unter falscher Flagge wie das Abtreibungslobby-Unternehmen „Pro Familia“.

Henning Sachs, Kiel-Holtenau






Zu: „Das Verkehrschaos wird schlimmer“ von Paul Leonhard, JF 27/12

Bahnverbindung wie zu Kriegszeiten

Am 28. Juni habe ich auf dem Bahnhof Jüterbog, am Rande der Stadt, vor einer Bahnhofsruine in der Nachmittagshitze zweieinhalb Stunden auf einen Zug nach Berlin wartend verbracht. Etwa 14.30 Uhr ertönte die monotone Ansage: „Der Zug Richtung Berlin fällt aus, wir bitten um Entschuldigung.“ Um 15.30 Uhr folgte die gleiche Ansage. Auch die Züge über Treuenbrietzen nach Berlin-Wannsee fielen aus. Eine große Anzahl Schulkinder saßen auf dem Betonboden unter der sengenden Sonne, gegen 16 Uhr erschien ein VW-Bus der Deutschen Bahn mit der Aufschrift „Nothilfeeinsatz“ und verteilte Paletten mit Getränken an die Kinder, die schließlich gegen 16.40 Uhr den Zug gen Treuenbrietzen bestiegen. Beinahe zeitgleich ging dann mein – völlig überfüllter – Zug nach Berlin. 

Dieter Pomierski, Berlin