© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Zitate

„Man hat den Eindruck: Vor Corona gab es keine Demonstrationen in der Bundesrepublik. Und zweitens: Offenbar äußert sich das ‘elementar menschliche Bedürfnis’ nach Sicherheit nur bei Querdenkern in Protest. Der gute Deutsche bleibt daheim und friert wie geboten still für Kiew. Wut-Winter machen nur Radikale und Extremisten. (...) Daß wegen mangelnden Gasdrucks in Millionen Haushalten die Heizung ausfallen könnte, ist schließlich noch lange kein Grund, an Weihnachten wie Opa Hoppenstedt ungemütlich zu werden.“

Marco Gallina, Redakteur, auf „Tichys Einblick“ am 5. August





„In Berlin hat sich ein semi-neofeudalistisches Milieu gebildet, das lieber die bürgerliche Ober- und Mittelschicht ausbluten lassen würde, als ihre Politik konsequent danach auszurichten, was wirklich gut ist für Land und Leute. Denn dazu würde unter anderem gehören, vom Volk zu lernen und anzufangen, mit dem auszukommen, was man hat. Und wenn man damit nicht auskommt, muß man eben mit dem Sparen beginnen. Bestenfalls dort, wo Staatsausgaben vor allem Dekadenz- und Zeitgeistausgaben sind.“

Ben Krischke, Redakteur, im „Cicero“ am 5. August





„Für die Linke fallen schwarze Männer und Frauen nach wie vor in eine von zwei Kategorien, oft sogar in beide: das arme Opfer, das vom großen bösen Weißen unterdrückt wird, und der seelenvolle Exot mit natürlichem Rhythmusgefühl und einer begehrenswerten, würzig-scharfen Ernährung. Das ist das moderne Äquivalent zur Rolle des Sklaven oder des Dienstmädchens. Es ist alt. Es ist ermüdend. Aber es hört nie auf. Die Gesellschaft hat sich in Bezug auf die Rasse weiterentwickelt, aber die weißen Radikalen, die sich für Veränderungen einsetzen, nicht.“

Michael Collins, Schriftsteller, auf dem britischen Blog „Spiked online“ am 5. August





„Mit Gutachten, Streßtest und TÜV-Tamtam wird noch so getan, als führten wir eine sachliche Debatte. Es ist die Simulation von Sachlichkeit. Sachlich ist die Diskussion um Energie in diesem Land schon seit Jahren nicht mehr. (...) Die Frage nach der Atomkraft ist eine ökonomische, technische, juristische und eine politische. Ökonomisch ist vieles nicht mehr sinnvoll, was wir tun müssen, seitdem der Staat Flüssiggas von den Weltmeeren wegkauft – das können wir also abhaken. Technisch ist eine Verlängerung möglich, juristisch sogar banal. Nur politisch haben wir ein Problem. Aber können einige Menschen, die vor vierzig Jahren die ersten Sonnenblumen gemalt haben, das Land immer noch in Geiselhaft nehmen?“

Horst von Buttlar, Chefredakteur, im Magazin „Capital“ vom 5. August





„Die große Kunst – etwa im altgriechischen Theater – hat mit dem Verhandeln unerträglicher Widersprüche angefangen, und dem Erlebnis ihrer Berechtigung. Heute sucht und verfolgt die Zensur der Political Correctness nicht nur in Meinungen, die nicht sein dürfen, sondern auch in der Sprache, in inkorrekten Wörtern, sogar in alten Brunnenfiguren oder Hausinschriften, aber auch in korrekten Statements, zu denen derjenige, der sie äußert, kein Recht haben soll, etwa, wenn er, wie ich, ein alter weißer Mann ist. Zum Glück ist mir meine Anfechtbarkeit auch ohne Nachhilfe der Korrekten bewußt.“

Adolf Muschg, Dichter und Literaturwissenschaftler, in der Schweizer Tageszeitung „Blick“ am 8. August