© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Pow-wow der Woche
Hugh, sie sind gefahren
Peter Freitag

Den Förderantrag des Paritätischen Familienzentrums „Auf der Papenburg“ für eine Sommerfreizeit hat die Stadt Hannover abgelehnt. Damit wurde eine Reise von Kindern aus ärmeren Familien, die sich keinen Urlaub leisten können, nicht mit 3.000 Euro aus dem Stadtsäckel gefördert. Der Grund: Politische Korrektheit geht vor Kindeswohl. Denn im Antrag des Familienzentrums stand das Wort „Indianer“ – was für den Integrationsbeirat Hannover-Ricklingen die ganze Sache nicht mehr bezuschussungswürdig machte. Daß es am Begriff „Indianer“ gelegen hat, bestätigte die Pressesprecherin der niedersächsischen Landeshauptstadt, Christina Merzbach: „Im Fokus sollte die geschichtliche und zeitliche Einordnung des Themas in der Vermittlung an Kinder und Teilnehmende stehen, ohne Fokus auf eine Ethnie und die Reproduktion von Klischees.“ Damit ist die Wokeness endgültig in den Behörden angekommen. Das Phänomen ist nicht neu. Wenn sich Kinder beim Fasching in Kindergärten und Schulen als „amerikanischer Ureinwohner“ verkleiden wollen, gilt das bereits als „kulturelle Aneignung“. Laut der woken Bewegung dürfen nur Angehörige der jeweiligen Ethnie die Kultur repräsentieren. Nach Angaben des Paritätischen Familienzentrums gehe es bei der Freizeit eigentlich bloß darum, den Kindern alte Handwerkstechniken der Indianer zu vermitteln und Interesse für deren Kultur zu wecken. Man habe „nichts Böses“ im Sinn gehabt. Doch wie in jedem anständigenWestern, so gab es auch in der Stadt an der Leine ein Happy-End: Sogar ohne den städtischen Zuschuß konnte die Reise der armen Kinder stattfinden. Das Familienzentrum zahlte die Reise aus eigenen Mitteln und Spenden. Seit vergangener Woche sind die Kinder unterwegs. Ob sie nach ihrer Rückkehr die förderunwilligen Bleichgesichter an den Marterpfahl binden, ist noch ungewiß.