© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

„Sieger geben nicht auf“
USA: Euphorische Stimmung auf der CPAC / Donald Trump und Viktor Orbán als beste Freunde
Filip Gaspar

Die Rednerliste der CPAC-Konferenz in Dallas (Texas) las sich wie ein „Who is Who“ der konservativen Stars. Die Stimmung in den klimatisierten Konferenzräumen im Hotel Hilton Anatole am Rande von Dallas war positiv aufgeheizt. Draußen mehr als 40 Grad.

An den vielen Ständen werden Fan-Artikel verkauft, Zigarren, Hüte, T-Shirts, Bücher, aber auch Kreuze in Amerikafarben. Dazu Broschüren zu den Themen Steuergesetze, Waffenrecht und gegen das Recht auf Abtreibung. Unter den Zuschauern eine bunte Mischung. Aus dem Bundestag war der außenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion Petr Bystron und aus dem EU-Parlament der FPÖ-Abgeordnete  Harald Vilimsky vertreten. Außerdem auffällig viele Trump-Anhänger aus Lateinamerika. Die kommende CPAC soll schließlich in Mexiko stattfinden.

„Weniger Dragqueens und mehr Chuck Norris“

CPAC? Hinter dem Kürzel CPAC verbirgt sich „Conservative Political Action Conference“, die von der American Conservative Union seit mehr als 50 Jahren organisiert wird und wie eine Mischung aus Familientreffen und Jobbörse zugleich wirkt. Wer Netzwerken will, ist hier richtig. Kritiker sprechen auch von der Konferenz der Konservativen unter den Konservativen. Es gibt eine jährliche große CPAC in Texas. Daneben neuerdings auch Ableger im Ausland – im vergangenen Mai erstmals auch in Europa, in Ungarn, mit Viktor Orbán als Hauptredner, wo er seine zwölf Thesen für die Rettung des Westens vorgestellt hatte. 

Die Farben der US-Flagge dominieren sowieso die Räumlichkeiten. Die USA befinden sich drei Monate vor den Zwischenwahlen, und das einzige, das noch präsenter ist, ist Donald Trump und die Frage, ob er wieder antreten wird. Eine eigens auf der CPAC durchgeführte Umfrage ergab, daß mehr als 69 Prozent ihn als kommenden Präsidentschaftskandidaten haben möchten. In letzter Zeit ist noch das Thema Genderpolitik und die LGBTQ+-sierung der Gesellschaft dazugekommen. Deswegen war es passend, daß am Donnerstag der ungarische Ministerpräsident Orbán eine Rede hielt. 

Die beiden inszenierten sich öffentlichkeitswirksam als beste Freunde. Trump sagte über ihn, daß er wie niemand anders wisse, was in der Welt geschehe. Und Orbán lieferte in seiner Rede auch. Er sprach von illegaler Einwanderung. Und davon, daß Ungarn in Europa das sei, was Texas für die USA sei. Die Flagge des US-Bundestaates schmückt ein einsamer Stern, und Orbán sagt, daß Ungarn ein einsamer Stern in Europa sei. Das kam gut an. Ebenso wie „Quitters never win, and winners never quit“, in etwa, daß Siegertypen nie aufgeben und wer aufgibt, nie siegen wird. Und als Anspielung auf die (Um)Erziehung in den Kindergärten natürlich: „Wir brauchen weniger Dragqueens und mehr Chuck Norris.“

Den Globalisten gab er mit, daß sie in die Hölle gehen könnten, da er jetzt in Washington sei.Linke und Liberale nannte er Kommunisten und den ungarischstämmigen US-amerikanischen Milliardär George Soros, den er als György Schwartz bezeichnete und von ihm behauptete, ihn sehr gut zu kennen. Über dessen Organisationen und die liberalen Medien verlor er kein gutes Wort. Er schlug der „Mainstreampresse“ auch gleich einen passenden Titel für die Berichterstattung zu seiner Rede vor: „Europas extrem rechter, rassistischer, antisemitischer starker Mann, Putins Trojanisches Pferd, hält Rede vor Konservativen-Konferenz”.

Orbán skizzierte ans amerikanische Publikum angepaßt seine größten politischen Erfolge: niedrige Steuern, Grenzzaun, gute Familienpolitik. Sein Klassiker „Die Mutter ist eine Frau, der Vater ist ein Mann, und laßt unsere Kinder in Ruhe“ brachten ihm Standing Ovations ein.

Ähnlich angriffslustig äußerte sich auch der texanische Senator Ted Cruz. Neuerdings komme es bei Diskussionen an Universitäten nicht mehr auf den Inhalt, sondern auf die korrekte Verwendung des Pronomens an. Seine Antwort darauf: „Ich heiße Ted Cruz und mein Pronomen lautet: Leck mich am Allerwertesten!“

Trumps Wiederantritt im Jahr 2024 bleibt weiterhin offen 

Der Brexit-Mann Nigel Farage sprach in seiner Rede davon, daß Amerika der Kampfplatz und die Zuschauer die Soldaten seien, diesen Kampf zu gewinnen, denn wenn Amerika falle, fielen (wir) alle. Und eine warnende Kritik an die Konservativen gab es auch. Diese verlören, wenn sie aufhörten, konservative Werte zu vertreten. 

Und dann war es Samstag abend gegen 17.30 Uhr endlich soweit. Es folgte ein Schwarzweißfilm , in dem das jetzige Amerika düster dargestellt wurde. Kriminalität, Preissteigerungen, Armut und andere Horrorszenarien. Alles untermalt mit der Stimme von Trump.

Unter großem Jubel in und außerhalb der Hotelhalle betrat Donald J. Trump die Bühne. Trump lief zur Hochform auf. Er sprach von einem überforderten und inkompetenten Joe Biden. Nancy Pelosi warf er vor, mit ihrem Taiwan-Besuch einen dritten Weltkrieg zu provozieren und daß China sich vorher nicht getraut hätte, sich Taiwan einzuverleiben, aber es jetzt schon fast tun müsse. Der Rückzug aus Afghanistan sei einer der schlimmsten militärischen Mißerfolge gewesen. 

Die grassierende Inflation, illegale Immigration aus dem Süden und mit ihr einhergehende Probleme wie Drogen- und Menschenhandel kamen auch aufs Tableau. Doch dies war nicht als Hetze gegen Latinos zu werten. Denn unter den vorherigen Rednern befanden sich sowohl Latino-stämmige Amerikaner als auch Redner aus Mexiko. Trump nennt sie ehrliche und hart arbeitende Leute, die willkommen seien, den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Nur die Einreise müsse legal erfolgen. 

Weitere Themen waren steigende Energie- und Benzinkosten und die fehlende Meinungsfreiheit. Alles zusammen Gründe, die die amerikanische Nation in den Niedergang führten, so Trump. Der „Gender-Ideologie“ und der „Wokeness“ erklärte er den Krieg. Die Menge zum Toben in Dallas brachte er mit: „Man darf die Bibel nicht lehren, aber man darf Kindern beibringen, daß Amerika böse ist und Männer schwanger werden können.“ 

Wer gehofft hatte, er würde seinen Wiederantritt bekanntgeben, der wurde enttäuscht. Er sagte, daß er „es vielleicht nochmal werde tun müssen“, denn sie würden niemals aufhören zu kämpfen und er werde es auch nicht tun. Die Quittung für seine Rede schien Trump gleich nach der CPAC zu erhalten. In der Nacht zum Dienstag führte die Bundespolizei FBI eine Razzia auf dessen Anwesen in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida durch. Laut Medienberichten steht die Razzia im Zusammenhang mit Trumps Umgang mit Dokumenten und Akten aus seiner Zeit als Präsident. Trump selbst soll sich während der Razzia nicht zu Hause aufgehalten haben. Auf Truth Social, dem von ihm mitbegründeten Netzwerk, spricht er von „politischer Verfolgung“ und einem Angriff „radikal linker Demokraten“.