© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Zeitschriftenkritik: Cato
Umwälzungen gestern und heute
Werner Olles

Chefredakteur Ingo Langner zitiert in seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe (August/September 2022) von Cato den Historiker Walter Laqueur, der die berüchtigte „German Angst“ auf den Punkt brachte: „Wenn die Deutschen noch Polytheisten wären, hätten sie sicher einen Angstkult, würden den Göttern der Angst Statuen aufstellen und ihnen Opfer darbringen.“ In der Pandemie sei die German Angst nahezu allmächtig geworden, schreibt Langner, und seit dem Ukrainekrieg habe sich die deutsche Hybris als ihr siamesischer Zwilling dazugesellt.

Thorsten Hinz seziert die sogenannten „Farben-Revolutionen“, die 2003 mit der „Rosenrevolution“ in Georgien begannen, während die Erhebungen in Nordafrika unter der Bezeichnung „Arabischer Frühling“ zusammengefaßt wurden. Hinz spricht von einem „erkennbar artifiziell anmutenden Revolutionsdesign“ und schließt daraus: „Revolutionen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren: epochale Ereignisse, die alle paar Jahrzehnte stattfanden und politische und gesellschaftliche Umwälzungen markierten.“ Die heutigen Akteure seien junge Leute, die an westlichen Universitäten studiert hätten und für die Widerstand eine „kreative Lebensweise“ darstelle. Internet, Smartphones und Flashmobs traten an die Stelle von Gewehren, und CNN und BBC seien immer mit dabei, inklusive der NGOs, wenn es gelte, Boykotts, Streiks, Blockaden etc. zu organisieren. Doch würden die „Design-Revolutionen“ nur die Mißstände reproduzieren, gegen die sie aufbegehrten und die problematische Entwicklung im Westen nachvollziehen.

Karlheinz Weißmann schreibt in „Am woken Wesen soll die Welt genesen“, wie eine kleine aber lautstarke, regierungsamtlich und medial geförderte Minderheit der LGTB-Bewegung gegen den gesunden Menschenverstand und biologische Erkenntnisse die Umerziehung der Bürger gegen deren Willen vorantreibt. Den Kotau gegenüber diesen totalitären Tendenzen, die „willigen Gehorsam“ forderten, könne man kaum mit Ignoranz erklären, vielmehr orientierten sich die Medien an einer wissenschaftlich unhaltbaren Vorstellung von Vielgeschlechtlichkeit.

Der Germanist Bernhard Viel setzt sich mit der ukrainischen Schriftstellerin Oksana Sabuschko auseinander, die die russische Literatur der letzten zweihundert Jahre an den Pranger stellt, da diese „fleißig an dem Tarnnetz für die russischen Panzer mitgeknüpft“ hätte. Viel nennt diesen Angriff auf die abendländische Kultur „ideengeschichtliche Unbedarftheit“. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Abtreibungsrecht in den USA („Roe v. Wade revisited“) und dem deutschen Dichter und Freiheitskämpfer Theodor Körner.

Kontakt: Cato Verlag GmbH, Fasanenstraße 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 15,20 Euro, ein Jahresabo 79 Euro. www.cato-magazin.de