© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Blick in die Medien
Schlimmer als der Boulevard
Tobias Dahlbrügge

Bereits Ende Mai sendete der Bayerische Rundfunk (BR) im Ersten einen Talk zum Thema Gendern. Davon hätte wohl niemand Notiz genommen, wenn die Bild-Zeitung nicht kürzlich Ausschnitte der Gaga-Show auf Twitter ausgegraben und boulevardesk durch den Kakao gezogen hätte („Sie wollten Schüler überzeugen: BR blamiert sich mit Gender-Sendung“, „Schluckauf-Kunstsprache“).

Jetzt kommt sogar die Süddeutsche Zeitung hinter dem Ofen vor. Und selbst die als „Alpen-Prawda“ vielgeschmähte Gazette machte sich ausgiebig über die „erzieherische Sendung“ lustig, die „der Bevölkerung garantiert keine Lust aufs Gendern macht. Immerhin: Es gibt viel zu lachen.“

In der Tat: Die Neusprech-Lektion fürs Gebührenzahlervolk geriet zu einem Fest der unfreiwilligen Komik. Moderatorin (und Ex-Grünen-Politikerin) Claudia Stamm genderte, was das Zeug hielt, in allen möglichen und unmöglichen Variationen (Statt „liebe Schülerinnen und Schüler“: „Liebe Schüler_innen“ oder „liebe Lernende“). Zudem fragte Schramm, ob es statt Wirtschaft zukünftig nicht „Wirt_innenschaft“ heißen müsse.

Mit weitem Abstand siegten die Positionen „Gendern finde ich unnötig“ und „Gendern finde ich doof“.

Sowohl die eingeblendeten Straßenumfragen als auch die Abstimmungen in mehreren Schulklassen gerieten zur kalten Dusche für die Gender-Fans*innen in der Quasselrunde: Mit weitem Abstand siegten die Positionen „Gendern finde ich unnötig“ und „Gendern finde ich doof“.

Da schaute Schramm belemmert aus der Wäsche und stotterte: „,Gendern finde ich ab jetzt klasse’ hat leider gar niemand ... also es hat niemanden überzeugt, die Runde jetzt.“

Ihr Fazit: „Das heißt aber auch, daß wir tatsächlich irgendwann auch noch mal die Diskussion führen müssen, wie wir die Veränderung weiter kriegen, also wie wir sie schneller voranbringen.“ Schramm droht wenig einsichtig: „Also ich glaube, es ist tatsächlich ein Aufruf, sozusagen nächstes Jahr wieder diese Veranstaltung zu machen!“

Fazit der Süddeutschen: „Wer das Video 45 Minuten lang durchhielt, mußte feststellen, daß die Sache ausnahmsweise noch schlimmer war als vom Boulevard beschrieben – allerdings auch noch lustiger.“