© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Kant und Hegel im Visier: Ein Forschungsprojekt über alte weiße Denker
Klassische Rassisten
(ob)

Parallel zur sprunghaft gestiegenen feuilletonistischen Aufmerksamkeit für das Thema „Kolonialismus und Rassismus“ belebte sich das philosophiehistorische Interesse an Denkern wie Kant und Hegel. Beide Philosophen sehen sich inzwischen als Ideengeber für die „rassistische“ Verteidigung des Kolonialismus, aber auch als „hierarchisierende“ Herolde der überlegenen westlichen Zivilisation so gut wie vom Sockel gestoßen. Man darf daher sicher sein, daß die dem Zeitgeist nie abholde Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nun Geld auswirft, nicht um diese Vorverurteilung zu revidieren, sondern um sie festzuklopfen. Mit einer Million Euro von der DFG ausgestattet, startet ein Forschungsprojekt zu „Rassismus, Sexismus und Antisemitismus“ in den Werken der klassischen deutschen Philosophie. Es fehlt in diesem Sündenkatalog eigentlich nur der „Heteronormativismus“. Im übrigen gebe es bei Kant, Fichte und Hegel „de facto einen Anfangsverdacht“, trumpft die ermittelnde Projektleiterin, die Philosophieprofessorin Andrea Esser (Jena) auf. Zwar wolle man über die Klassiker „nicht zu Gericht sitzen“, konzediert Esser großzügig, aber ihre „Verstrickung“ in Denkmuster rekonstruieren, die bis in die NS-Zeit nachwirkten. 2027 will sie dann die Resultate des Projekts präsentieren (FAZ vom 3. August 2022). 


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