© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Meldungen

„Mutter aller Tsunamis“ im antiken Andalusien

BASEL. Zur Römerzeit trug Sevilla den Namen Hispalis. Die heutige andalusische Hauptstadt besaß damals bereits einen vielgenutzten Hafen, der über den Lacus Ligustinus an der Mündung des Guadalquivir erreicht werden konnte. Der Nordrand dieser Lagune war indes noch etwa vierzig Kilometer von Hispalis entfernt. Und dennoch muß der Ort in der Antike mindestens einmal von gigantischen Tsunamiwellen getroffen worden sein, wie jetzt acht Forscher aus Deutschland und Spanien im Fachblatt Natural Science of Archaeology (6/2022) berichten. Bei der Analyse der Überreste eines Lagerhauses, das Archäologen zwischen 2009 und 2014 auf dem Patio de Banderas neben der Hauptkapelle von Sevilla ausgegraben hatten, fanden die Wissenschaftler im Bauschutt zahlreiche Ablagerungen aus Seesand, Meeresschlick und Muscheln sowie Spuren eines offensichtlich „hochenergetischen Ereignisses“. Nach Meinung des Teams um Mario Gutiérrez-Rodríguez vom Instituto de Investigación en Arqueología Ibérica der Universidad de Jaén ereignete sich die Flutkatastrophe irgendwann zwischen 197 und 225 n. Chr., wobei vermutlich auch viele andere Siedlungen am Golf von Cadiz dieser „Mutter aller Tsunamis“ zum Opfer fielen. (ts)

 www.link.springer.com





Verschollene Stadt des Partherreiches entdeckt

HEIDELBERG. Natounia war eine Stadt im Kleinkönigtum Adiabene, das dem benachbarten Reich der Parther Tribut zahlte. Wo die Ortschaft lag, konnte bislang niemand sagen – selbst von der Existenz der Siedlung wußte man nur durch sieben Münzen, die dort vor rund 2.000 Jahren im Namen des Königs Natounissar geprägt worden sein sollen. Nun jedoch scheinen deutsche und irakische Wissenschaftler unter der Leitung von Michael Brown vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Kamal Rasheed vom Directorate of Antiquities in Sulaymaniyah in der Autonomen Region Irakisch-Kurdistan die verschollene Stadt an den südwestlichen Hängen des Berges Piramagrun nahe Rabana-Merquly im Zagros-Gebirge gefunden zu haben. Offenbar handelte es sich bei Natounia um eine Grenzbefestigungsanlage, deren Mauern eine Länge von rund vier Kilometern aufwiesen und zwei Siedlungen mitsamt einiger religiöser Komplexe einschlossen (Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 28. Juli 2022). Die Archäologen interpretieren freigelegte Wandreliefs als Porträts des Stadtgründers Natounissar. Die Ausgrabungen begannen im Jahre 2009 und konnten jetzt dank der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft erfolgreich abgeschlossen werden. (ts)

 www.uni-heidelberg.de





Erste Sätze

Der Ruhm des Malers Delacroix hat seinen besonderen Glanz: Er ruht auf dem Urteil jener Künstler, die in den vergangenen Jahren der Stolz Frankreichs geworden sind.

Kurt Badt: Eugène Delacroix. Werke und Ideale, Köln 1965.





Historisches Kalenderblatt

12. August 2002: Am Höhepunkt von extremen Regenfällen kommt es besonders in Sachsen an Elbe, Saale und Mulde zu dramatischen Überschwemmungen, die mehrere Milliarden Euro Schaden verursachen und eine bundesweite Solidaritätswelle entfachen.