© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Leserbriefe

Zu: „Angst vor dem Volk“ von Michael Paulwitz, JF 32/22

Erschrockene Quasi-Majestäten

Geradlinig mit klarer Kante, wie man es von Michael Paulwitz gewohnt ist, werden hier die Dinge auf den Punkt gebracht. Die Quasi-Majestäten der linksgerückten Parteien und ihrer Medien sind seit spätestens Merkel damit beschäftigt, sich das Volk zur Beute zu machen und sich gegenseitig an Dummheit, Intoleranz, Heuchelei und Unfähigkeit zu überbieten. Diese selbsternannten „Eliten“ haben auch vergessen, daß das Volk der Chef ist, von dem sie satt bezahlt werden. Dabei stellt sich zunehmend die Frage, ob das Volk seine Macht kennt. Die Vorgehensweise sogenannter demokratischer Regierungen läßt sich etwa so einordnen: Wir können uns alles erlauben, solange wir es nach Demokratie aussehen lassen. Dazu gehören u.a. Angst verbreiten, verunsichern, Ablenkungen inszenieren wie den Gender-Quatsch oder die Klimahysterie. Jetzt haben eine Handvoll Politiker Angst vor dem Volk, dem sie seit Jahren selbst Angst eingejagt haben. Das gab es schon zur Antike.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zur Zeitschriftenkritik: „Clausewitz / Vom Kriege“ von Werner Olles, JF 32/22

Die Zündschnur brennt

Möglichst genaue Darstellungen von Kriegen wie in der zitierten Zeitschrift Clausewitz sind verdienstvoll. Sie bilden eine notwendige Voraussetzung dafür, dieser Geißel der Menschheit jemals Herr zu werden. Der russische Angriff auf die Ukraine hat so manchen daran erinnert, daß wir auf einem Pulverfaß sitzen. Weltweit schlummern mehr als zwölftausend Kernwaffen, genug um den ganzen Zivilisations-Zirkus von Kiew bis Taipeh in die Luft zu jagen. Wie der englische Historiker Arnold Toynbee ermittelt hat, haben mörderische Kämpfe alle Kulturen der Vergangenheit begleitet. Schier unvorstellbare Grausamkeiten gehörten stets dazu. Das wußten schon die Römer. Homo homini lupus. So sagten sie. Der Mensch ist selbst sein größter Feind. 

So lügt sich das ehemals friedensbewegte, jetzt um so kriegerischere „Grünzeug“ mit seiner öffentlichen Empörung über Wladimir Putin etwas in die Tasche. Die Moralisten übergehen den eigenen Angriff auf Jugoslawien, befürwortet von dem grünen Außenminister Joschka Fischer. Dabei haben deutsche Flugzeuge Belgrad bombardiert. Es war ein Bürgerkrieg, in den sich die Nato mit den USA an der Spitze völkerrechtswidrig eingemischt hat. In der Ukraine ist es jetzt kaum anders. Doch was den mutmaßlichen Edeldemokraten in Washington erlaubt ist, steht dem Kreml nicht zu. Auch das wußten schon die Römer. Quod licet jovi, non licet bovi, war ihr Reim darauf. Was dem Jupiter erlaubt ist, ihrem höchsten Gott, das ist dem Rindvieh nicht gestattet. Erst wenn Politiker, mediale Großsprecher, Historiker und Friedensforscher den unerfreulichen Tatsachen über sich selbst ins Gesicht sehen, ist an Abhilfe zu denken. Zunächst braucht es den Befund. Dann ist Behandlung möglich. Vor der Therapie kommt die Diagnose. Es ist höchste Zeit, die Zündschnur brennt.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Kiffen bis der Arzt kommt“ von Jörg Schierholz, JF 32/22

Schadenspotential meist verharmlost

Ein sehr informativer Artikel, gerade zum Stand der Cannabiszüchtung (konkret zur Steigerung des THC-Gehalts und zur Reduzierung des CBD). Diese stoffliche Veränderung wird in Debatten meist unterschlagen oder zumindest verharmlost, obwohl diese „Zuchterfolge“ ein prägnanter Hinweis darauf sind, daß das Ziel der Produzenten ausschließlich die Steigerung des eigenen Gewinns durch Steigerung der Suchtpotenz der Pflanzen ist. Ausschließlich der schnellen und intensiven Wirkung bei den Konsumenten gilt das Interesse. Angelegenheit der Konsumenten bleibt – wie bei allen Suchtmitteln – primär das Geschehen in deren Körper, vor allem im Gehirn. Wenn das Suchtmittel die Strukturen des Gehirns in Richtung Sucht verändert hat, die betreffende Person also „auffällig“ geworden ist, dann wird es Thema für die Allgemeinheit. Die Verantwortung für die verhinderte Entwicklung gesunder Denk- und Verhaltensmuster im Gehirn wird bei „Volljährigen“ der konsumierenden Person zugeschrieben. Doch die Hirnreife ist bei günstigen psychosozialen Entwicklungsbedingungen erst etwa mit dem 25. Lebensjahr erreicht. 

Auch aus den Erfahrungen meiner jahrelangen stationären Drogenarbeit finde ich kein fachliches Argument dafür, die aktive Verhinderung gesunder psychosozialer Entwicklung staatlich zu fördern durch Maßnahmen, die lediglich den Produzenten Sicherheit bieten und Mißbrauch niemals verhindern. Im Gegenteil: Nachdem Methadon politisch gewollt als „Drogenersatz“ verschreibungspflichtig geworden war, war die Szene sehr schnell überschwemmt mit dieser Ersatzdroge, weil man als gesicherter Konsument den eigenen „Beikonsum“ finanzieren konnte. In diesem Artikel sind die Begleitsymptome, Risiken und Folgen des Cannabiskonsums prägnant beschrieben. Es besteht keine Notwendigkeit, die aktuellen Zahlen der Folgebehandlungen auch dieser Sucht zu steigern. Sinnvoll wäre es aber, sich mit der eventuellen Normopathie der Personen zu befassen, die diese Maßnahmen exzessiv fordern, unter den Aspekten eigener manifester Sucht, „hilfloser Helfer“, unbearbeiteter Brüche nicht nur in der beruflichen Biographie, pathologischer Persönlichkeiten etc.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein






Zum Schwerpunktthema: „Das grüne Herz Deutschlands“, JF 30-31/22

Der Geruch von Rostbratwurst

Mein Herz schlug höher, als ich das JF-Titelthema sah! Der Geruch von Rostbratwurst lag mir in der Nase und auf der Zunge der Geschmack eines Glocken-Hell-Biers aus Apolda. Zur Thüringer Identität gehört neben Burgen und Schlössern sowie kulinarischen Köstlichkeiten auch der beinahe schon vergessene oder teils unbekannte „Aufstand der Thüringer gegen den „Sachsenschlächter“ Karl den Großen, der mit Gewalt unsere germanischen Vorfahren christianisierte. 785 führte Hardrad, ein Adeliger, die Thüringer an und verteidigte die Rechte seines Stammes. Thüringen, du holdes Land!

Markus Krauss, Leingarten





Zu: „ʻDas ist nicht unser Kriegʼ“, im Gespräch mit Alexander Gauland, JF 30-31/22

Noch immer Schmusekurs mit Putin

Doch, es ist auch unser Krieg, Herr Gauland! Wirklich treffend sind die Fragen und Einwände von Moritz Schwarz. Die AfD hat sich nie vom Schmusekurs mit Putin wirklich distanziert; ihr Jugendaustausch vor dem Überfall auf die Ukraine mit „Einiges Rußland“, der Partei des potentiellen Kriegsverbrechers und einstigen KGB-Schergen ist nicht vergessen. So operiert Gauland mit Halbwahrheiten, Napoleon (Wiener Kongreß) und einem angeblich geopolitischen Überblick. Auf daß ihm nichts vorzuwerfen sei, äußert er auch Verständnis für den Widerstand der Ukraine, relativiert dabei aber mit Anti-USA- und Anti-Nato-Äußerungen und vergißt, daß es sich bei der Ukraine um einen souveränen Nachbarstaat handelt. Gauland argumentiert gerade so, als betone er, daß die Sonne ja scheint, obwohl der Himmel wolkenverhangen ist. Unerträglich schließlich sein Fazit, da er eine Affinität der Ex-DDR-Bevölkerung zu Rußland und zu den Sowjet-Besatzern behauptet. Hat er vergessen, daß die Nazi-KZs Buchenwald und Sachsenhausen ab 1945 vom NKWD der Russen als solche weiterbetrieben wurden, wodurch Tausende unschuldige Deutsche jämmerlich umgekommen sind? Nicht zu vergessen die unmenschliche Zwangsarbeit in Sibirien. 

Dirk Jungnickel, Berlin




Zum Glück kein AfD-Auftritt in TV-Talkshow

Vielleicht sollte die AfD froh sein, seit gut einem Jahr zu keiner Fernsehtalkshow mehr eingeladen worden zu sein – angesichts der kruden Behauptungen, die etwa ihr Ehrenvorsitzender Gauland zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im JF-Interview von sich gibt. So etwas zur besten Sendezeit in die Wohnzimmer, und die AfD verliert noch mehr Wahlen und noch mehr Mitglieder, einige tausend Parteiaustritte seit einem Jahr reichen ihm und Chrupalla offenbar noch nicht. 

Nach Gauland wird zwar der von Rußland begonnene Krieg auch von der AfD klar verurteilt, aber welche von beiden Seiten diesen gewinnt, ist uninteressant. Merkwürdige Logik. Selbst wenn man Gaulands gewagter These folgt, der Ukrainekrieg sei ein Konflikt zwischen den Großmächten – warum sollte Deutschland dann kein genuines Interesse daran haben, daß die mit uns verbündete Großmacht, die USA, diesen dann auch gewinnt? Schräg auch der Vergleich der angeblichen Akzeptanz russischer Besatzungstruppen bei den Bürgern der Ex-DDR mit den Sympathien für englische, französische oder amerikanische Soldaten in der alten Bundesrepublik. Wenn in der ehemaligen DDR nach jahrelangem Russisch-Pflichtunterricht in den Schulen heute niemand mehr als zwei bis drei Worte auf Russisch spricht, kann es mit der Sympathie ja nicht weit her gewesen sein. Wo sollte diese auch herkommen – haben doch russische Panzer dort den Volksaufstand am 17. Juni 1953 niedergewalzt und die Russen noch lange nach Kriegsende Tausende Unbescholtener in Straflager gesteckt! 

Eine Partei, die sich als patriotisch versteht, sollte sich lieber dafür einsetzen, daß die stalinistischen Protzdenkmäler für die russische Soldateska endlich aus Berlin und anderen deutschen Städten verschwinden, als sich einem brutalen Diktator als geistige fünfte Kolonne anzudienen. Zudem: Welcher der „Siegermächte“ haben wir die Wiedervereinigung 1990 zu verdanken? Von Beginn an klar und konsequent dafür waren nur die USA; Frankreich und Großbritannien standen auf der Bremse, und die UdSSR hat schließlich nolens volens eingelenkt. Natürlich zeigen die jetzigen Wirtschaftssanktionen gegen Rußland keine kurzfristigen Effekte, aber wenn man aus Angst vor Putin nicht zu Maßnahmen, die ihm richtig weh tun, greifen möchte – einer Totalblockade der Landverbindung Rußlands zur Exklave des ehemaligen Ostpreußens/Königsberg zum Beispiel – und einen direkten Kriegseintritt scheut, bleibt nicht viel übrig.

Dr. Jürgen Ptucha, Gotha






Zu: „Wie Innovationen entstehen“ von Olivier Kessler, JF 30-31/22

Eine Kritik, die längst überfällig ist

Die Kritik am „Great Reset“ ist überfällig. Denn die Lösungen wirklich großer Zukunftsaufgaben können niemals einem übergreifenden Plan einer kleinen „elitären Gruppe unfehlbarer und allwissender Experten“ (welche Anmaßung!) folgen. Alleine die komplexen Forschungsergebnisse, Analysen und Studien, Erkenntnisgewinne, Wissensbestände und Fähigkeiten einer Unzahl vieler Individuen, zudem Evolutionsprozesse lebenslangen Lernens der Vielen immer und immer wieder auszuklammern oder gar zu verunglimpfen, ist ein Verbrechen ersten Ranges! Wandel muß natürlich-evolutionär erwachsen, Problemlösungen müssen mit allem verfügbaren Faktenwissen angegangen und Dialoge/Debatten konstruktiv und offen geführt und nicht „von oben“ vorgegeben werden. Und was wird unternommen, um die Selbstverantwortung, Lernfähigkeit, Kreativität, das eigene Denken und den Willen zur Gestaltung eines freien Lebens von Millionen Individuen im Land wirklich nachhaltig zu fördern? Was ist los in unserem Deutschland?

Dieter Glenz, München






Zum Schwerpunktthema: „Bittere Corona-Bilanz“, JF 28/22

Spezifisch teutonisches Bedürfnis

Einreise mit dem Zug aus einem beliebigen Nachbarland nach Deutschland, an der Grenze nach Deutschland heißt es: Maske anschnallen! Es scheint ein spezifisches teutonisches Bedürfnis zu sein, mit beschlagener Brille und Maulkorb in Straßenbahn, Bus oder Zug zu sitzen. Ob Frankreich, Belgien, Dänemark oder die Schweiz, überall gibt es in den öffentlichen Verkehrsmitteln längst keine Maskenpflicht mehr. Auffallend: In Schweden gab es nie eine Maskenpflicht, keine Lockdowns keine Ausgangssperren und dennoch weniger Fälle als in fast allen Ländern. Laut dem Virologen Klaus Stöhr verlängert Maskentragen nur die Corona-Pandemie. Damit wird Maskentragen sinnlos. Das Virus wurde bisher stetig infektiöser (und gleichzeitig weniger pathogen). Jeder und jede wird sich nach derzeitigem Wissensstand früher oder später infizieren. Selbstverständlich schützen Masken unmittelbar vor Infektion. Die meisten Ansteckungen finden freilich im Privaten statt.Vor allem in der warmen Jahreszeit ist mit geringeren Viruslasten zu rechnen und somit milderen und unbemerkten Verläufen. Ansteckungen im Sommer können so zu einer niedrigeren oder gar gebrochenen Winterwelle führen.

Christian Wolter, Stuttgart






Zu: „Pressefreiheit / Den Hahn abdrehen“ von Dieter Stein, JF 28/22

Rechts-Links-Verwirrung

Die Empörung über die Einschränkung der Pressefreiheit ist völlig berechtigt. Doch es leuchtet nicht ein, als Verursacher in einem Atemzug Linke und „zweihundert reiche Leute“ zu nennen. Soros hat kürzlich 40 Prozent der polnischen Presse gekauft. Seit wann sind US-amerikanische Multimilliardäre links? Handelt es sich hier nicht um den gleichen Etikettenschwindel wie bei der NSDAP, die sich „sozialistische Arbeiterpartei“ nannte?

Dela Schmidt, Bruchsal