© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/22 / 12. August 2022

Kabinenklatsch
Deppen als Symphatieschreck
Ronald Berthold

Haben die Eintracht Frankfurter Fans denn nun die Nationalhymne ausgepfiffen? Oder haben sie gegen die Kommerzialisierung des Fußballs protestiert? Nüscht jenauet weeß man nich, sagt der Berliner. Fest steht, Sängerin Carolin Niemczyk war praktisch nicht zu verstehen, als sie im Waldstadion (auch als „Deutsche Bank Park“ bekannt) „Einigkeit und Recht und Freiheit“ intonierte.

Ich bin immer schon dafür, daß ein ganz normales, spießiges Polizeiorchester das Deutschlandlied spielt und das Publikum dazu singt. Dieses ganze Tamtam mit Vorsängern brauchen wir nicht. Wir sind immer noch beim Fußball, nicht beim Konzert. Im Stadion singen die Zuschauer und sonst niemand. Helene Fischer wie beim DFB-Pokalendspiel 2017 als Symptom der Kommerzialisierung auszupfeifen, verstehe ich ja. Aber die Nationalhymne? Das geht auf gar keinen Fall. Die Eintracht-Fans, die trotz allen medialen Hypes schon so manches Ding auf dem Kerbholz haben, haben sich unmöglich gemacht. Beim Deutschlandlied singt man mit – egal, wer es vorträgt. Wenn schon auf dem Platz nur noch vier Deutsche in der eigenen Startelf stehen, dann sollten wenigstens die Zuschauer nicht vergessen, in welchem Land sie leben.

Erstaunlich genug, daß das Relikt aus der guten alten Zeit überhaupt noch Platz beim Saison-eröffnungsspiel der Bundesliga hatte. Geht es doch sonst immer um Klimaschutz, LGBTQ, Einwanderung und gegen Rechts. Ich bin wirklich alles andere als ein Bayern-Fan, aber nach dem Fauxpas der Frankfurter habe ich den Münchnern die Daumen gedrückt. Und daß es dann eine richtige Packung gegeben hat, geschieht diesen Deppen recht.