© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Aufgeschnappt
Wenig kultursensibles Body-Shaming
Matthias Bäkermann

Anzeige ist raus! Geht es nach Enas Taleb, einer im arabischen Raum prominenten Schauspielerin und Showmasterin, soll die britische Wochenzeitung Economist wegen „emotionaler, mentaler und sozialer Schäden“ in Regreß genommen werden. Das Londoner Blatt habe wegen der „verleumderischen“ Bebilderung eines Artikels gegen allerlei Regeln verstoßen: Sexismus, Rassismus und Body-Shaming. Ende Juli wurde ein Text mit dem Titel „Warum Frauen in der arabischen Welt dicker sind als Männer“ mit einem Foto der korpulenten 42jährigen vom diesjährigen Babylon International Festival illustriert, den Taleb nun im TV-Sender Al-Arabiya als „Beleidigung der arabischen Frau im allgemeinen und der irakischen Frau im besonderen“ beklagt. Zudem fühlt sich die Wuchtbrumme durch das „fette Photo“ unvorteilhaft dargestellt und wittert gar Photoshop-Bildbearbeitung. Daß der Artikel im Kern die soziale Rolle und gesellschaftliche Beschränkungen der Frau im Islam als Ursache des Phänomens problematisiert, rührt Taleb nicht weiter an. Für sie stelle sich vielmehr die Frage, „warum sich der Economist für dicke Frauen in der arabischen Welt und nicht in Europa oder den USA“ interessiere.