© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Zeitschriftenkritik: WohligErlesen
Melange des Schöngeistigen
Werner Olles

Seit der Einstellung der konservativen Literaturzeitschrift Rabenflug gab es in diesem Sektor eine schmerzliche Lücke. Diese Leerstelle füllt nun die Literatur-Revue WohligErlesen. Herausgeber und Schriftleiter des zweimal pro Jahr erscheinenden Online-Magazins ist Norbert Breuer-Pyroth, den JF-Lesern auch als gelegentlicher Autor dieser Zeitung bekannt. Zunächst wird WohligErlesen in einem Umfang von etwa 80 Seiten nur als PDF und E-Paper erscheinen, für die Zukunft ist auch eine Print-Ausgabe geplant. Zum Selbstverständnis der Zeitschrift gehört, daß sich hier „Literaturen aus aller Welt, namentlich jene vergangener Epochen, doch auch zeitgenössische“ begegnen und „schriftstellerische, daneben bildnerische Werke aller Genres dargeboten“ werden.

In seinem Vorwort betont der Herausgeber, daß man die „Unterhaltsamkeit in all ihren glitzernden Facetten“ zum Prinzip erhebe. Ebensowenig fehlt der Aufruf an „junge, neue, gerne auch spätberufene Autoren, Schreibverzückte“, sich mit ihren Werken zu melden. Hinzutreten werde ein Schuß politisch gefärbter Beiträge. Eine klare Ablehnung gilt der „Cancel Culture“, der „dümmlichen Huldigung des Mainstream-Gekaspere“ und „devoten Verbeugungen“ vor dem Zeitgeist. Demutsbezeugungen vor der Gender-Ideologie und unnötige Anglizismen darf der Leser ebenfalls nicht erwarten. Gedankt wird neben anderen dem Kulturministerium des Saarlandes für die „wohlwollende Förderung des Projekts“.

Im Leitthema „Reisen“ wird der vor 120 Jahren geborene Schriftsteller John Steinbeck vorgestellt. Der Autor von „Jenseits von Eden“ und „Früchte des Zorns“ und Fürsprecher der „kleinen Leute“ trat 1960 mit 58 Jahren eine ausgedehnte Reise durch die USA an. Nach zwei Schlaganfällen war dies ein gefährliches Unterfangen, zumal Steinbeck Alkohol und Tabak zugeneigt war. Immerhin schaffte es der Autor, der als Parkwächter, Hausmeister, Apfelsinenpflücker und Straßenbauarbeiter sein Brot verdient hatte, bevor er den Literaturnobelpreis bekam, mit einer Art Wohnmobil durch 34 Bundesstaaten. Zum bärbeißigen Nationalisten wurde Steinbeck schließlich, als er 1967 Vietnam-Demonstranten durch seine geliebte Heimatstadt Salinas ziehen sah. Ein Jahr später ging die Reise seines bewegten Lebens dann endgültig zu Ende. 

Der Schriftleiter erinnert mit „Gendering – Blick ins Tollhaus?“ daran, daß Frankreich dem Gender-Unfug 2021 regierungsamtlich einen Riegel vorschob. Gemeinsam mit der großen Mehrheit der Deutschen ist er der Meinung, daß jeder Straßenreiniger mehr für die Menschheit leiste als eine an den Haaren herbeigezogene Lehre, der inzwischen 185 Lehrstühle zur Verbreitung ihres Klamauks zur Verfügung stehen.


Kontakt: Norbert Breuer-Pyroth, Aemilianusstr. 6, 66798 Wallerfangen-Sankt Barbara, Telefon:

0 68 31 / 70 19 16. Einzelpreis 7,85 Euro, Jahresabo 15,70 Euro. E-Mail: wohligerlesen-redaktion@e.mail.de