© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Filmkritik
Radioaktive Lebensform
XX Unbekannt
Werner Olles

Während eines Manövers im schottischen Hochland entdecken Soldaten eine Strahlungsquelle in einer Erdspalte, an der Grundwasser kocht. Als ein Soldat bei einer Explosion getötet und ein Junge mit radioaktiven Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht wird, zieht man den Nuklear-Experten Adam Royston (Dean Jagger) hinzu. Zudem schickt die Atomaufsichtsbehörde Inspektor McGill (Leo McKern) nach Schottland, um Royston bei seinen Untersuchungen zu helfen. Kurz darauf gibt es in dessen Labor einen weiteren mysteriösen Unfall, bei dem sein Assistent getötet wird.

Als die Erdspalte zu glühen beginnt, wollen zwei Soldaten der Sache nachgehen, kommen jedoch dabei durch einen radioaktiven Blitz ums Leben. Bei einer Krisensitzung unterbreitet Royston seine Theorie, nach der sich im Erdinneren eine unbekannte Lebensform aus reiner Energie gebildet hat, die sich von Strahlung ernährt, wodurch sie Kraft und Größe entwickelt. Die Spalte wird zubetoniert, doch die schlammartige Kreatur kann entweichen und zerstört das Labor. Als sie sich in Richtung der Stadt Inverness und des nahen Atomreaktors bewegt, wird Royston klar, daß er handeln muß, um ein Inferno zu verhindern …

Hammer produzierte den Sciene-fiction- und Horrorfilm „XX Unbekannt“ („X: The Unknown“)1956 als unmittelbaren Nachzieher zu „The Quatermass Experiment“ unter der Regie von Leslie Norman, der für den erkrankten Joseph Losey einsprang. Hatte Hammer für die Rolle des Professor Quatermass den abgehalfterten Westernstar Brian Donlevy engagagiert, griff man diesmal auf den Western-Oldie Dean Jagger zurück. Jimmy Sangster, eine spätere Hammer-Legende, schrieb sein erstes Drehbuch, und Kameramann Gerald Gibbs übertraf sich diesmal selbst: Fast alle der trüben Außenszenen scheinen im Winterzwielicht aufgenommen worden zu sein und schaffen eine entsetzliche, alles beherrschende Atmosphäre bevorstehender Vernichtung. Sowenig das Wesen, das hier durch das schottische Hochland geistert, treffend zu beschreiben ist, so stilbildend wurde es für den SF/Horrorfilm der 1950er und 1960er Jahre, denkt man beispielsweise an „Blob – Schrecken ohne Namen“.

„X: The Unknown“ ist bis heute ein fester Bestandteil des Paranoia-Kinos, dessen Fans sich über die limitierte Mediabook-Auflage freuen dürfen.