© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Frisch gepresst

Carl Schmitt. Die erste Auflage von Reinhard Mehrings Biographie des seit Jahrzehnten weltweit rezipierten Staatsrechtslehrers Carl Schmitt (1888–1985) erschien 2009 und ist von Günter Maschke (1943–2022) in dieser Zeitung vernichtend besprochen worden (JF 43/09). Die Kritik des führenden Schmitt-Forschers richtete sich damals weniger gegen Mehrings massive „liberal-demokratische“ Voreingenommenheit gegenüber diesem Klassiker politischen Denkens, sondern gegen die Methode, ein sieben Jahrzehnte deutscher Geschichte spiegelndes „problematisches“ Leben (welches Leben solchen Zuschnitt wäre wohl „unproblematisch“?) im öden, nirgends in die Tiefe vordringenden Protokollstil abzuhandeln, so daß die 700seitige Darstellung über „den abgründigen Charakter“ Schmitt einem ausgeschütteten Zettelkasten gleicht. An diesem Manko leidet auch die nun vorliegende zweite, überarbeitete, aktualisierte und gekürzte Auflage des Heidelberger Politikwissenschaftlers. Eigentümlich kontrastiert das alt-neue Vorwort, das apodiktisch feststellt: „Seine direkte Wirkung ist aber heute vorbei“ mit dem Nachwort vom Herbst 2021, das vor dem Hintergrund postdemokratischer Entwicklungen sowie des Ringens um eine neue Weltordnung schmallippig einräumt: „In solcher ‘Lage’ ist sein Werk zweifellos weiter aktuell“. (ks)

Reinhard Mehring:  Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie, Verlag C. H. Beck, München 2022, gebunden, 729 Seiten, Abbildungen, 38 Euro



Glauben. Nach Oswald Spengler ist Religion das Wesen aller Kultur. Doch das Christentum hat im Zeitalter der Globalisierung zusehends seine kulturprägende Kraft zugunsten des Liberalismus und einer säkularistischen Identitätspolitik eingebüßt. Zwar ist der Säkularismus, den der Liberalismus impliziert, „eine üble Täuschung, ein Betrug“, wie die Autoren schreiben, dennoch ist es gelungen, unsere Kultur allmählich auszuhöhlen und sogenannte „Säuberungsaktionen“ vorzunehmen, mit denen alte Gewißheiten beseitigt und neue „Wahrheiten“ etabliert wurden. Die wahre christliche Religion wurde nicht zuletzt durch die Amtskirche selbst durch ein säkularistisches Lügengebäude verdrängt und stattdessen durch Götzen ersetzt, die in Staat und Gesellschaft Desorientierung und Chaos hervorriefen. Die Realität, der Christen heute gegenüberstehen, bedarf daher einer gesamtgesellschaftlichen Revolution, die das Abendland wieder zu seinen Wurzeln zurückführt. So versteht sich das Buch auch nicht als theologische Abhandlung, sondern als Appell für eine Erneuerung des modernistisch vergifteten Christentums und unserer zerstörten Kultur und Zivilisation. (W.O.)

Scott Hahn, Brandon McGinley: Würdig und recht. Warum die Zukunft der Gesellschaft vom wahren Glauben abhängt. Renovamen-Verlag, Bad Schmiedeberg 2022, gebunden, 231 Seiten, 18 Euro