© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Meldungen

Massenhaftes Fischsterben alarmiert Oder-Anrainer

STETTIN. Die Ursachen für das dramatische Fischsterben im Grenzfluß Oder sind unklar. Die polnische Regierung hat eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro ausgesetzt, um die Verantwortlichen zu finden. Als Ursache wird ein Industrieunfall am 28. Juli am Oberlauf der Oder bei Oppeln (Opole) diskutiert. Der Chef der polnischen Wasserbehörde, Przemysław Daca, wurde bereits entlassen. Es gebe aber „angeblich keine Nachweise von Schwermetallen, keinen Hinweis in den Fischen auf Quecksilber“, erklärte Till Backhaus, Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, im NDR. Der SPD-Politiker sorgt sich um das Stettiner Haff, in das die Oder mündet: „Es geht ja nicht nur um die Fischwelt, sondern vom Wasser leben wir alle.“ Mit Ölsperren solle verhindert werden, daß tote Fische eingeschwemmt werden. „Wir müssen fürchten, daß die Oder lange Zeit brauchen wird, um sich von dieser Katastrophe zu erholen – das ist gerade auch für Deutschlands einzigen Auen-Nationalpark Unteres Odertal sehr bitter“, erklärte der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel (Grüne) nach einem Treffen mit Ressortkollegen in Stettin. Sascha Maier vom „Aktionsbündnis lebendige Oder“ ist noch pessimistischer: „Ich denke, wir kommen in den Bereich von 100 Tonnen getöteter Fische“, erklärte der Gewässerexperte dem Portal Riffreporter.de. Ihn erinnere die Lage an die Rhein-Katastrophe von 1986, als nach dem Brand beim Baseler Chemiekonzern Sandoz Insektizide über das Löschwasser in den Fluß gelangten. „Die Aal-Population ist damals komplett zusammengebrochen“, so Maier. (fis)

 saveoder.org




Gasumlage: Nur Teil der hohen Kosten kompensieren

BERLIN. Die von der Bundesregierung beschlossene Gasbeschaffungsumlage wird 24,19 Euro pro Megawattstunde betragen. Das teilte die 2021 gegründete Kooperationsgesellschaft der Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland, Trading Hub Europe (THE), am Montag mit. Die Umlage werde ab Oktober bei allen Gasverbrauchern erhoben, sie ende am 1. April 2024, erläuterte das Wirtschaftsministerium. Die Abgabenhöhe von umgerechnet 2,419 Cent pro Kilowattstunde könne alle drei Monate „angepaßt“ werden. Gasimportunternehmen müßten wegen der „von Rußland künstlich geschaffenen Energieknappheit“ nun zu deutlich höheren Preisen als mit ihren Privat- und Firmenkunden vereinbart am Spotmarkt Ersatz beschaffen. „Dadurch würden zum Teil hohe und nicht zu deckende Verluste entstehen, wodurch Insolvenzen und großflächige Lieferausfälle in der Gasversorgung wahrscheinlich würden“, so die Presseabteilung von Ressortchef Robert Habeck (Grüne). Insgesamt hätten zwölf Gasimporteure Ersatzbeschaffungskosten von insgesamt 34 Milliarden Euro bei der THE angemeldet. Dies entspreche 90 Prozent der erwarteten Ersatzbeschaffungskosten bis April 2024. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) forderte zum Ausgleich der Mehrkosten eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom und Gas von 19 auf sieben Prozent. Wichtig sei aber, daß „jede politische Maßnahme eine Lenkungswirkung auf Emissionen und Energiesparanreize berücksichtigt“, mahnte BDEW-Chefin Kerstin Andreae, die von 2012 bis 2018 Vizefraktionschefin der Grünen im Bundestag war. (fis)

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Erkenntnis 

„Das deutsche Beamtenrecht erschwert den Wechsel aus der Professur in die Wirtschaft: Professoren haben unbefristete Verträge und erhalten eine gute Altersvorsorge, die sie bei einem Wechsel in großen Teilen verlieren – auch die bereits erworbenen Ansprüche. Man braucht schon eine ausgeprägte Risikobereitschaft, um einen solchen Schritt zu gehen.“

Sabina Jeschke, Unternehmerin, Professorin für Maschinenwesen