© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/22 / 19. August 2022

Viele Altersheime kaum besuchbar
Wie zu Zeiten des Lockdowns
Mathias Pellack

Bei all dem Gerede darüber, wie toll die x-te Impfung denn nun tatsächlich schützt oder welche Maske wohl die geringste Zahl an Viren durchläßt, verliert unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach zusehends den Überblick über ganz andere Probleme.

Viele ältere Mitbürger leben faktisch wieder wie zu Zeiten des Lockdowns isoliert in ihren Pflege- oder Altenheimen. Der Grund ist simpel: eine grauenhaft schlecht gemachte Corona-Testverordnung. Diese fordert zwar die Betreiber der Einrichtungen auf, „ein Mindestmaß an sozialen Kontakten“ zu ermöglichen. Doch auch wenn der Besuch von Pflegeeinrichtungen aktuell nicht untersagt ist, sind vielerorts die Besuchszeiten faktisch extrem eingeschränkt.

Denn niemand ist verpflichtet, den für den Zutritt notwendigen tagesaktuellen Test auch wirklich anzubieten – auch nicht die Heimbetreiber. Testzentren gab es mal wie Sand am Meer, doch das ist seit der Kürzung der Vergütung zum 30. Juni nicht mehr der Fall. 

So klagen unzählige Kinder und Kindeskinder über die Unmöglichkeit, den Eltern oder Großeltern eine Visite abzustatten, weil das nächste Testzentrum zu weit weg ist oder schon geschlossen hat. In viel zu häufigen Fällen können Angehörige – egal ob geimpft oder nicht – nicht zu ihren Verwandten oder Freunden. Da kann die Impfung sie noch solange am Leben halten. Ohne eine starke Lobby bleibt den Bewohnern nur das Warten auf den Fährmann.