© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

„Heißer Herbst“
Laues Lüftchen von links
Björn Harms

Deutschland steht ein „heißer Herbst“ bevor. Energiekrise, ausufernde Inflation und Corona-Wahnsinn rütteln am sozialen Frieden. Millionen Bürger verzweifeln angesichts explodierender Preise. Während der Finanzkrise 2008 präsentierte man die „systemrelevanten Banken“, nun soll der Steuerzahler erneut Solidarität beweisen und mittels Gasumlage die Kohlen aus dem Feuer holen. Bühne frei also für linken Straßenprotest? Der sozialen Gerechtigkeit wegen? Wohl kaum. Zwar kündete die Linkspartei vergangene Woche einen gewissen Restwiderstand an: „Es braucht lautstarke Demonstrationen, denn irgendwann ist auch wirklich gut.“ Doch das Heft des Handelns hat die institutionalisierte Linke längst aus der Hand gegeben, die soziale Frage fast vergessen. 

Statt dessen haben sich die linken Parteien freiwillig in die Fänge einer woken Aktivistenklasse begeben, die selbstgerecht richtet und uneingeschränkt Macht ausübt. Die Linke war noch nie so entschlossen, die europäische Kultur vollständig niederzureißen und alles auszumerzen, was nicht in die ideologische Norm paßt. Dazu zählt auch die Vernichtung einzelner Widerspenstiger: Fleißig schreibt man aus dem Elfenbeinturm gegen Wut-Demonstrationen an, die noch gar nicht stattgefunden haben. Verhaßt ist insbesondere der bodenständige, weiße Arbeiter, der sich einfach nicht an die Regeln halten will und als revolutionäres Objekt von der Linken längst durch den Migranten ersetzt wurde. Kritik an den Mächtigen war einmal, heute herrscht nihilistische Zerstörungswut. Nein, von der saturierten Linken ist wahrlich nicht mehr viel zu erwarten.