© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Doppelmoral der Mächtigen
Die Eliten lassen die Maske fallen
Michael Paulwitz

An der Maske spaltet sich die Gesellschaft. Die Nomenklatura im Regierungsflugzeug, der Fußballprofi, die Minister bei Staatsempfang und Fototermin dürfen frei und ohne Maske ihr Gesicht zeigen; das Urlaubervolk im Ferienflieger, die Nachwuchskicker beim Stadioneinzug, die Bahnfahrer, die Bediensteten, die Sicherheitskräfte, die Schüler im Klassenzimmer müssen weiter die erzwungene Vermummung ertragen. 

Die sich für die „Elite“ halten, nehmen Freiheiten für sich in Anspruch, die im übrigen Europa längst wieder selbstverständlich sind, die sie dem Normalbürger aber immer noch nicht zugestehen wollen. Für den haben sie schon wieder neue Zwangsmaßnahmen in der Schublade. Auf diese Doppelmoral angesprochen, rechtfertigen sie auch noch, warum für sie andere Regeln gelten sollen als für den Rest. Statt selbst die richtigen Fragen zu stellen, giften ihre Begleitjournalisten gegen „Trolle“, die es wagen, ihre Privilegien in Frage zu stellen.

Im Grunde ist es ganz einfach: Entweder wir finden uns mit dem Abgleiten in die Zwei-Klassen-Feudalgesellschaft ab, in der einige „gleicher“ sind als der Rest, oder die Gesetze gelten für alle in gleicher Weise. Wenn sie zu absurd und untauglich sind, müssen sie zurückgenommen werden. Die Bilder von Regierungsdelegation und Hauptstadtjournalisten, entspannt und maskenfrei in der Kanzlermaschine nach Kanada, liefern die besten Argumente für ein Ende des repressiven deutschen Corona-Sonderwegs.