© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Ulrike Stockmann. Die Kulturwissenschaftlerin zählt zu den jungen weiblichen Stimmen in den alternativen Medien.
Zum Glück konservativ
Regina Bärthel

Als einzige Frau in der Redaktion der „Achse des Guten“ sei sie umgeben von „toxischer Männlichkeit“: Man schwelge in den veralteten Werten der Aufklärung und einem aus der Zeit gefallenen Leistungsdenken, gemäß dem man seine Artikel auch noch mit Quellen belegen müsse! Hinzu kämen zuviel Kuchen und – oh Graus! – Feierabendbier. Daher schrieb Ulrike Stockmann kürzlich eine als Artikel getarnte Bewerbung an die „lieben Grünen und Grüninnen“, suchten diese doch eine(n) „Vorstandsreferent*in für Datenanalyse und Gegnerbeobachtung“. Immerhin arbeite sie beim Gegner und wollte schon immer ein „U-Boot“ sein: „Denn wie gerne würde ich einfach mal nach Herzenslust diffamieren, denunzieren und schmutzige Wäsche waschen – allein bei der ‘Achse des Guten’ darf ich das nicht.“ Trotz aller humorigen Ironie verweist ihr Artikel auch auf die anonyme Kampagne gegen Achgut.com, durch die das Medium seiner Werbeanzeigen und damit seiner Existenzgrundlage beraubt werden soll (JF 28/22). 

Die 1991 in Berlin geborene Kulturwissenschaftlerin kritisiert, daß die Kunst ihrem Anspruch auf Freiheit nicht mehr gerecht werde – gerade die Corona-Zeit bringe ihre fehlende Unabhängigkeit vom Staat und dessen Fördermitteln zum Vorschein. Ebenfalls einstecken muß die grassierende Gendersprache, die mit ihren Sternchen und betonten Kunstpausen nur zu absurden inhaltlichen Mißverständnissen führe. 

Zusammen mit dem generischen Maskulinum setzt sich Stockmann mit der Gesellschaft auseinander.

Gemeinsam mit dem generischen Maskulinum setzt sich Stockmann daher nun als Journalistin mit der Verfaßtheit unserer Gesellschaft auseinander – und arbeitet seit dreieinhalb Jahren als Autorin und Redakteurin beim Debatten- und Meinungsportal „Achse des Guten“, außerdem schreibt sie für die Jüdische Rundschau und das Magazin Novo Argumente. In ihren Artikeln kommentiert sie mit scharfer Zunge die Handlungen und Haltungen des aktuellen Politpersonals, seziert die katastrophischen Aussagen von Gesundheitsminister Lauterbach oder bescheinigt der Sylter Hochzeitssause von Finanzminister Lindner Stillosigkeit und fehlenden Respekt vor den Bürgern. 

Immer öfter diskutiert Ulrike Stockmann auch als Gast in Talksendungen der freien Medien, wie „indubio“, der Sonntagsrunde auf Achgut.com, oder „Nacktes Niveau“, „dem Podcast für linksoffene Rechte, rechtsoffene Linke“ von Paul Brandenburg und Milena Preradovic. Dem österreichischen Sender Servus TV dankte sie dafür, zu einer gleichermaßen mit Pro- und Kontrastimmen besetzten Diskussionsrunde eingeladen zu sein: „Das ist in Deutschland kaum mehr möglich.“ Mit Furor, aber doch charmant vertrat die Kritikerin der Coronamaßnahmen in der Sendung „Links. Rechts. Mitte – Duell der Meinungsmacher“ ihren Standpunkt: „Die Ausgrenzung der Minderheit der Ungeimpften kann nicht im Sinne der Demokratie sein.“ Zudem betreibt Stockmann seit 2020 einen eigenen Youtube-Kanal. Dort diskutiert sie Fragen wie „Zum Glück konservativ?“ und vermittelt in Interviews mit Autoren, Künstlern, Pflegekräften und Landwirten reale Praxis statt Utopie.

Politisch sei sie zwar eine seltsame Mischung verschiedener Ansätze, sagt Ulrike Stockmann über sich selbst und lacht. „Aber ich stelle eine konservative Forderung – die nach einer Politik, die sich an der Realität orientiert!“