© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Blick in die Medien
Ein Kardinal für Kriminelle?
Tobias Dahlbrügge

Rainer Maria Kardinal Woelki – das ist der mit dem „Flüchtlingsschiff“ als Altar im Kölner Dom – war ein Liebling der Willkommens-Enthusiasten. Er hält auch den Islam für „mit dem Grundgesetz vereinbar wie das Christentum und das Judentum auch“. Doch dann versank er im Strudel der Homo-Pädo-Skandale der katholischen Kirche.

Medial an die Wand gedrückt, versucht der 66jährige nun die Flucht nach vorn: Woelki verklagt den Kirchenrechtler Thomas Schüller und die Bild-Zeitung. Schüller ist der schärfste Kritiker des Kölner Erzbischofs. Er hatte gegenüber Bild geäußert, Woelki habe seine Dienstpflicht verletzt, weil er das zuständige Bistum nicht über die Mißbrauchstaten des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz unterrichtet hatte. Woelki habe Pilz kirchenintern „unter Denkmalschutz gestellt“ und nach dessen Tod 2019 noch einen überschwenglichen Nachruf auf den Sextäter verfaßt.

Gegen diese Darstellungen von Schüller in dem Boulevardblatt will Woelki nun vorgehen. In einer eidesstattlichen Versicherung erklärte der Geistliche, er sei bis Juni dieses Jahres nie mit dem Vorgang Pilz befaßt gewesen und habe keine Kenntnis über die Vorwürfe gehabt.

Ob diese Taktik klug ist? 

Die „Bild“ gibt sich angriffslustig und urteilt: „Nicht glaubhaft!“

Ob diese Taktik klug ist? Die Bild gibt sich angriffslustig und urteilt: „Nicht glaubhaft!“ Ein Sprecher des Springer-Flaggschiffs drohte: „Wir wissen, daß Woelki bereits in einem anderen Verfahren am Landgericht Köln eine zweifelhafte eidesstattliche Versicherung abgegeben hat. Sollte sich das jetzt wiederholen, werden wir strafrechtliche Schritte erwägen.“

Man wolle sich jedenfalls von weiteren Recherchen zur Verantwortung des Kardinals am vielfachen Mißbrauch von Minderjährigen nicht abhalten lassen. Bild feuerte indessen eine ganze Breitseite Negativ-Artikel auf Woelki ab („moralischer Bankrott“) und veröffentlichte ein nach Zeitungsangaben authentisches geheimes PR-Strategie-Papier des Bistums. 

Der unter Beschuß stehende Woelki vermutet dahinter kircheninterne „modernistische Kräfte“ am Werk, die ihn loswerden wollen.