© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Zentrale Lehre aus der Weltwirtschaftskrise von 1929
Bloß keine nationalen Lösungen

Angesichts „regelmäßig wiederkehrender Krisen der globalen Wirtschaft in der jüngeren Vergangenheit“ haben die Wirtschaftshistoriker Jan-Otmar Hesse (Bayreuth), Charlotte Kalenberg (Bonn) und Christian Kleinschmidt (Marburg) sicher recht, wenn sie die 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise zu den wichtigsten Forschungsgebieten zählen. An ihrem Beispiel ließen sich sowohl Einblicke in die moderne globalisierte Wirtschaft und in den Zusammenhang inländischer sozialer Konflikte mit internationalen ökonomischen Krisen gewinnen als auch Strategien der Krisenbewältigung diskutieren. Doch dieser ideale historische Stoff für einen „gegenwartsbezogenen gymnasialen Geschichtsunterricht“ werde, wie ihre Untersuchung seit 1970 gebräuchlicher Lehrbücher belegen soll, noch zu stiefmütterlich behandelt. Diese Vernachlässigung müßten Schulbuchautoren bald korrigieren (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 1-2/2022). Doch keinesfalls so, daß Roosevelts, Brünings oder gar Hitlers Umgang mit der „Great Depression“ zum Lob der „nationalistischen Krisenbewältigung“ schrumpfe. Vielmehr sollte die „zentrale Lehre“ aus 1929 im Vergleich mit der Finanzkrise von 2008 vermittelt werden: Nur internationale Kooperation, nicht Rückzug in autarke Wirtschaftsräume, führe aus solchen Krisen heraus. (dg)  www.friedrich-verlag.de