© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Meldungen

Südzug der Bantu-Stämme begann wesentlich früher

WASHINGTON. Es gibt etwa 500 Bantu-Sprachen, die von über 240 Millionen Menschen im subsaharischen Afrika gesprochen werden. Der Ursprung der Sprachfamilie liegt in Westafrika, und zwar etwa dort, wo sich heute die Grenze zwischen Nigeria und Kamerun befindet. Bislang ging die Forschung davon aus, daß die seßhaften Bauern, die das Ur-Bantu hervorbrachten, erst vor rund 3.000 Jahren aus ihrer Heimat auswanderten, weil sich dann aufgrund des trockeneren Klimas Savannen-Korridore durch den Regenwald bildeten. Jetzt allerdings konnten Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig um Ezequiel Koile und Simon Greenhill einen geographischen und zeitlichen Stammbaum der Bantu-Sprachen erarbeiten, der eindeutig zeigt, daß der Zug nach Südosten bereits von 4.400 Jahren begann (Proceedings of the National Academy of Sciences, 32/22). Damit ist die These von der Klimagebundenheit der Ausbreitung des Bantu hinfällig geworden: Obwohl die ersten Verwender dieser Sprache Nutzpflanzen anbauten, die Trockenheit benötigten, wagten sie sich dennoch Hunderte Kilometer weit durch den feuchten Regenwald, um Neuland zu finden. (ts)

 www.pnas.org





Bevölkerungsschwund: Epidemien statt Klima

AMSTERDAM. Während des späten 3. Jahrtausends v. Chr. kam es zum Niedergang des Alten Reiches in Ägypten und des Akkadischen Reiches in Mesopotamien. Als Ursache hierfür gelten gemeinhin Klimaveränderungen. Doch vielleicht resultierte die Krise in der Bronzezeit, die auch mit einem deutlichen Bevölkerungsschwund einherging, aus ganz anderen Faktoren. Darauf deuten die Untersuchungen von Forschern der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie beziehungsweise Menschheitsgeschichte in Leipzig und Jena, der British School of Athens und der Temple University in Philadelphia hin. Bei der Analyse von genetischem Material aus den Zähnen von Menschen, die zwischen 2290 und 1909 v. Chr. in der Höhle von Hagios Charalambos am Westrand der Lassithi-Hochebene auf Kreta bestattet worden waren, fanden sich unter anderem Spuren des Pestbakteriums Yersinia pestis und des Typhus-Erregers Salmonella enterica (Online-Ausgabe von Current Biology vom 25. Juli 2022). Somit könnten die Veränderungen in Ägypten und Akkad auch die Folge einer großen Epidemie gewesen sein. Allerdings sind die damaligen Pest- und Typhus-Stämme inzwischen ausgestorben, weshalb es unmöglich ist, ihre Tödlichkeit abzuschätzen. (ts)

 www.cell.com/current-biology



Erste Sätze

Das Hauptziel dieses Buches besteht darin, die romantische Literatur (die Dekadenz des Fin de siècle stellt lediglich eine ihrer Entwicklungsformen dar) unter einem besonders ausgeprägten Aspekt zu untersuchen: ihrem erotischen Empfinden.

Mario Praz: Liebe, Tod und Teufel. 

Die schwarze Romantik, München 1970




Historisches Kalenderblatt

25. August 1922: Paris ordnet das Ende der Arbeit der „Commission de Triage“ an, die alle Bewohner Elsaß-Lothringens ab 1918 je nach Abstammung in die Kategorien A, B, C und D eingeteilt hat, von denen über 200.000 „Altdeutsche“ (D) aus ihrer Heimat vertrieben wurden.