© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Umwelt
Herrlich, so wie sie eben ist
Volker Kempf

Eine Landschaft zu besuchen, innezuhalten und „herrlich“ auszurufen versteht jeder. Seit Martin Heideggers Vorlesung „Vom Wesen der menschlichen Freiheit“ verstehen wir hierbei „herrlich ist diese um uns seiende Landschaft. Herrlich ist sie, so wie sie eben ist und als seiende sich uns offenbart.“ Mehr als 80 Jahre später gibt es Heideggers Schwarzwald noch immer, doch dessen Herrlichkeit wird durch immer mehr durch die angeblich „grüne“ Windkraftindustrie verstellt. Und nach den Plänen der grün-schwarzen Landes- und der rot-grün-gelben Bundesregierung soll der Blick auf das herrliche Mittelgebirge mit weiteren Windanlagen verstellt werden. Die Freiheit hierzu nehmen sich die, die die Gesetze machen. Niemand ist gezwungen, zu genießen, was sich da offenbart. Es gibt sie aber, die Zeitgenossen, die davon nicht genug haben können. Sie glauben einen Beitrag zur Rettung des Weltklimas zu leisten und bewundern sich wie einst in biblischen Zeiten das Goldene Kalb bewundert wurde.

Landschaften werden zu Energieparks, die Prospekte sind daher voller Bilder ohne störende Windkraftanlagen.

Windkraftkritiker gelten dann oft als so etwas wie Glaubensabweichler, die sich nicht konfirmieren lassen wollen und lieber das Weite suchen, in den Ferien in die noch kaum verspargelte Tschechei fahren, in die Schweiz oder weiter nach Italien, über die vorgefundene Landschaft innehalten und ausrufen: „Herrlich!“ Ob das in der Heimat in Deutschland jeder noch versteht, diese Freiheit des Menschengeschlechts, sich mit einer Landschaft, wie sie sich offenbart, zu identifizieren? Deutschlands Landschaften werden zu Energieparks, würde Heidegger feststellen. Wer einen Sinn für offenbarte Landschaften hat, sie herrlich findet, den wird das nicht begeistern. Touristen haben hierfür ein feines Gespür, Urlaubsprospekte sind daher voller Landschaftsbilder ohne Windindustrie. Das Alpenvorland ist als nächstes dran, von der Windindustrie erschlossen zu werden und die Horizontlinie zu tangieren. Wann nur kommt die Kehre zur Landschaftspflege hierzulande?