© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/22 / 26. August 2022

Meldungen

Schweinswale – Opfer der forcierten Energiewende

HANNOVER. Von Unterwassersprengungen als Todesursache bei Schweinswalen hat die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) berichtet. Untersucht wurden 24 Tiere, die 2019 an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins tot aufgefunden – einige Wochen nachdem 42 britische Weltkriegsbomben ohne Schallschutz nahe dem Schutzgebiet Fehmarn gesprengt worden waren. Bei zehn Tieren fand das Team um die Tierärztin Ursula Siebert Auskugelungen und Frakturen der Mittelohrknochen, Blutungen im Fett des Unterkiefers und des Gehörapparats sowie in der für die Echoortung wichtigen Melone. Solche Verletzungen können nur durch starke Druckwellen verursacht werden. Die Tiere seien zudem indirekte Opfer der Sprengungen für den forcierten Ausbau von Offshore-Windparks. Die grüne „Energiewende“ verfolgt die Wale auch in der Nordsee, wo mehrere Terminals für Flüssigerdgas (LNG) entstehen sollen. Die 150 Stahlpfähle für den ersten Bau wurden im Juni in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Robert Habeck in den Meeresboden gerammt – unweit des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer (Natur, 5/22). (dm)

 www.tiho-hannover.de/kliniken-institute





Das Ende großer Teile des Permafrosts ist absehbar

LEEDS. Das Schwinden großer Teile der Permafrostlandschaft entlang der nördlichen Ränder Skandinaviens sowie weiter Teile Westsibiriens wird sich nicht mehr aufhalten lassen. Zu diesem Schluß gelangten Forscher um den Geographen Richard Fewster (University of Leeds), nachdem sie die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Böden simuliert hatten. Demnach erlaube keines ihrer Szenarien die Annahme, daß dort nach 2040 noch klimatische Bedingungen vorliegen, unter denen sich Permafrost halten werden kann. Diese Böden würden unweigerlich tauen. Im optimistischsten Szenario, das davon ausgeht, den CO2-Ausstoß nach den Vorgaben des Pariser Zwei-Grad-Ziels drastisch zu begrenzen, schrumpft die Permafrostfläche um 60 Prozent. Wie sich das Auftauen auswirkt, ist bisher nicht im Detail erforscht. Eine große Zahl an Experten hält es jedoch für wahrscheinlich, daß es den Klimawandel weiter antreiben dürfte (Spektrum der Wissenschaft, 5/22). (ck)

 environment.leeds.ac.uk/geography





Tiertransporte: Katastrophe in einer Endlosschleife

BERLIN. Tiertransporte seien nur ein Thema, wenn es negative Schlagzeilen gebe, hat der Tierschützer Jan Peifer geklagt. Beispielsweise im September 2020, als ein Frachter auf dem Weg von Neuseeland nach China mit 40 Seeleuten und 6.000 Rindern unterging. Die Regierung in Auckland verbot daraufhin den Export lebender Tiere. Ähnlich hatte Rumänien reagiert, als 2019 vor der Schwarzmeerküste ein Schiff mit 14.000 für Saudi-Arabien bestimmten Schafen versank. An dem Trend, Tiere lebend zu befördern, weil das billiger ist als der Kühltransport von Fleisch, ändere das nichts. Überdies sei die anhaltende „Katastrophe der Tiertransporte“ nur eine Facette der globalen Überproduktion. Um so wichtiger sei daher ein Problembewußtsein der Konsumenten (Mensch und Tier, 2/22). (dm)

 www.aktiontier.org



Erkenntnis

„Natürlich gibt es auch Waldbrände in Laubwäldern, aber in geringerem Maße, da ihr Innenklima, allen voran bei Buchen, vergleichsweise feucht ist, und sie wenig Waldbodenvegetation aufweisen. Der Initialfunke kann nicht so zünden wie in trockenen Kiefernwäldern. In Mitteleuropa spielen Brände (...) flächenmäßig (...) keine große Rolle. Die Verluste durch direkte Trockenheit oder Insekten sind deutlich größer.“

Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde