© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Aufgeschnappt
Traditionen ehren und Sake trinken
Matthias Bäkermann

It’s the demography, stupid! In Japan sorgen sich die staatlichen Kämmerer um die Einnahmen aus der Alkoholsteuer. In den vergangenen zehn Jahren sind diese von 3,5 Prozent der Steuereinnahmen um die Hälfte auf 1,7 Prozent gefallen. Schuld sei, daß der am meisten Alkohol konsumierende Bevölkerungsteil, Männer der Jahrgänge 1965 bis 1980, mit Japans alternder und schrumpfender Bevölkerung immer kleiner werde, analysierte Konsumforscherin Naoko Kuga vergangene Woche in Vice Wold News. Die Corona-Pandemiebeschränkungen hätten ein übriges dazu beigetragen. Um den Trend umzukehren, startete im August deshalb die Kampagne „Sake Viva!“, bei der Japaner zwischen 20 und 39 aufgerufen seien, Vorschläge zur Förderung der Branche zu unterbreiten. Ryo Tsukamoto, Sprecher der Abteilung für Spirituosen der nationalen Steuerbehörde in Tokio, bestreitet allerdings, daß der Wettbewerb nur ein Vorstoß zur Erhöhung der Steuereinnahmen sei. Tatsächlich wolle er Japans traditionelle Alkoholfertigung ankurbeln. „Das Trinken der richtigen Menge in der richtigen Häufigkeit kann helfen, Streß abzubauen“, versucht Tsukamoto Nippons immer kleiner werdende Gruppe Jugendlicher zu animieren.