© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

CD-Kritik: Luigi Cherubini – Das Krakauer Album
Ausgelagertes
Jens Knorr

Genaugenommen handelt es sich bei dem „Krakauer Album“ um ein Berliner Album: Das von dem Komponisten Luigi Cherubini zusammengestellte Manuskript, eine Sammlung verschiedenartigster Gesangsstücke, war Ende des 19. Jahrhunderts aus einem privaten Nachlaß in den Bestand der Berliner Staatsbibliothek gekommen und nach dem Zweiten Weltkrieg in die Krakauer Biblioteka Jagiellońska verbracht worden. Aber wer interessiert sich schon für Raubkunst, wenn es sich nicht gerade um Benin-Bronzen handelt. Die Sopranistin und Produzentin Andrea Chudak hat sich dafür interessiert, sich Mitstreiter gesucht – Yuri Mizobuchi, Mezzosopran; Irene Schneider, Alt; Liv Migdal, Violine; Anne Bussewitz, Cembalo; Yuki Inagawa, Klavier –, vor allem jedoch die Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler, Cherubini-Forscher und Dirigenten Michael Pauser.

Obzwar die in dem Manuskript enthaltenen 25 Kompositionen keiner chronologischen oder gattungsspezifischen Ordnung folgen, sind sie auf zwei CDs in der vorgefundenen Reihenfolge ausgeführt worden. Daß sie „nicht viel miteinander zu tun“ haben, wie Pauser vermerkt, bestätigen Chudak und die Ihren 25mal auf das Prekärste. Selbst die Kompositionen scheinen wenig zu tun haben zu wollen mit denen, die sie da wie vom Blatt, prima vista, weltersteinspielen und singen. Vielleicht ließe sich aus dem Notenmaterial, das innerhalb der kritischen Werkausgabe erscheinen soll, eine tiefere Erkenntnis gewinnen als aus dem allerlei Einerlei der heiß bemühten Interpreten.

Luigi Cherubini Das Krakauer Album Thorofon 2022 www.bella-musica.de sopranissimo.de