© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

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Olympia-Attentat: Boykott der Gedenkfeier 

BERLIN. Ein Streit um Entschädigungszahlungen überschattet die geplante Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in München. Am 5. September 1972 hatten acht palästinensische Terroristen das Quartier der israelischen Sportler überfallen und elf Geiseln genommen. Im Olympischen Dorf und während eines späteren Feuergefechts in Fürstenfeldbruck kamen alle Geiseln, ein deutscher Polizeibeamter und fünf Attentäter ums Leben (siehe Beitrag auf Seite 19). Die Opferfamilien der getöteten Sportler fordern von der Bundesrepublik laut Welt am Sonntag eine hohe zweistellige Millionensumme als Entschädigung. In einem Brief von ihnen an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) heißt es: „50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden sind mehr als genug für uns.“ Die Angehörigen der Opfer wollen auch der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Anschlags am kommenden Montag in München fernbleiben. Presseberichten zufolge soll es um eine Summe von zehn Millionen Euro gehen, auf die Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 in Höhe von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollten. „Ich bin der Auffassung, daß die Bundesregierung den Angehörigen und Hinterbliebenen des Olympia-Attentats ein faires Angebot gemacht hat“, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Dolmetscher für die israelische Olympiamannschaft von 1972, Shlomo Levy (Tel Aviv), kritisiert das Vorgehen der Angehörigen. Er finde deren Verhalten nicht richtig und „unklug“, sagte Levy in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Wenn die Opferfamilien sich verweigerten, werde auch der israelische Staatspräsident Isaac Herzog nicht in München sein. Levy fragt: „Was sollen die Geldforderungen bringen?“ Niemand und kein Geld der Welt könne die Getöteten wieder zum Leben erwecken. Vielmehr sei es wichtiger denn je, der Ermordeten würdevoll zu gedenken und der Welt damit zu zeigen, daß so etwas nie wieder geschehen dürfe. „Solange wir, die damals dabei waren, und die Familienangehörigen der Opfer noch leben, müssen wir allesamt alles dafür tun, um die Erinnerungen an den 5. September 1972 wachzuhalten.“ Die Diskussion über finanzielle Entschädigung sei „völlig fehl am Platze und nur kontraproduktiv“, so der 80jährige Levy. Er zähle auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich in Israel mit den Opferfamilien treffen wolle: „Ich hoffe, daß er sie umstimmen kann.“ Levy war israelischer Offizier und kämpfte im Sechstagekrieg 1967. Später studierte er Politikwissenschaft in Tübingen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 arbeitete er als Dolmetscher und Betreuer. Er erlebte das Geschehen am 5. September aus nächster Nähe. Vom Haus, das dem israelischen Quartier gegenüberlag, machte er Fotos, die um die Welt gingen. (idea/JF)





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