© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Meldungen

Winnetou: Hallervorden will keine Bevormundung 

BERLIN. Mit beißender Ironie hat sich der Schauspieler und Theaterbetreiber Dieter Hallervorden in die Debatte um sogenannte kulturelle Aneignung eingemischt. Zur Diskussion über den vom Schriftsteller Karl May geschaffenen Indianer-Häuptling Winnetou sagte der 86jährige: „Ich glaube, wir leben in einer Art von Empfindsamkeitskult, bei dem uns andere Leute vorschreiben wollen, mit welchem Slalom wir angebliche Fettnäpfchen in Zukunft zu umrunden haben.“ Hallervorden ging die Verfechter einer Verbotskultur hart an: „Ich nehme es als Bevormundung“, so der Direktor des Berliner Schloßpark-Theaters. Hintergrund: Der Verlag Ravensburger hatte Mitte August die Auslieferung zweier Kinderbücher zum Kinofilm „Der junge Häuptling Winnetou“ gestoppt. Denn man sei sich bewußt, „daß wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“. Folgte man dieser Logik, müßte auch Goethes „Faust“ verboten werden, ätzte Hallervorden. „Denn die Art, wie Faust sich an das Gretchen ranmacht, ist ja nicht nur nicht zeitgemäß, sondern geradezu frauenfeindlich.“ Und über von Walt Disney erfundene Figuren wie Donald Duck sagte er sarkastisch: „Sprechende Enten – tut man da einer bestimmten Tiergattung nicht bitter unrecht?“ Er könne nur jedem empfehlen, das Thema nicht ernst zu nehmen und sich „köstlich darüber zu amüsieren“. Unterdessen haben mehr als 10.000 Menschen eine Petition der Karl-May-Gesellschaft und der Karl-May-Stiftung unterzeichnet. In der Stellungnahme mit dem Titel „Ist Winnetou erledigt?“ wird um eine differenzierte Betrachtung des Schriftstellers gebeten. Zwar sei Karl May als deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts „unvermeidlich vom Habitus eines kolonialen Zeitalters geprägt“ worden. Insbesondere seinen frühen Texten seien daher „damals gängige ethnische Stereotype und eine eurozentrische Perspektive eingeschrieben“. Karl Mays Besonderheit bestehe indes darin, „daß in seiner Darstellung des ‘Wilden Westens’ von Anfang an die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen Bevölkerung“ gelte. Deren Würde und ihre menschlichen Qualitäten verkörperten sich in Idealfiguren wie Winnetou, dem Häuptling der Apachen, heißt es in der Petition. „Gerade weil in seinen Texten Vorurteile vorausgesetzt, verbalisiert, bekämpft und überwunden werden, ist er keineswegs ‘überholt’, sondern auch für das 21. Jahrhundert eine lohnende Lektüre.“ (fh/tha) 

 www.petitionen.com





Ausstellung mit Werken von Otto Waalkes 

WERL. Eine Ausstellung mit rund 180 Gemälden des Komikers Otto Waalkes ist seit dieser Woche in den Walentowski-Galerien Werl in Nordrhein-Westfalen zu sehen. Unter den Exponaten befinden sich handsignierte, limitierte Editionen des Künstlers sowie etwa 30 Unikate, die nach Angaben der Galerie Kunstliebhabern fünf- bis sechsstellige Beträge wert seien. Viele seiner Bilder auf Papier und Leinwand sind an Stile von Meisterwerken angelehnt, etwa nach Rembrandt, van Gogh, Claude Monet, Gustav Klimt, Edvard Munch, Egon Schiele, Picasso, Salvador Dalí, Andy Warhol oder Roy Lichtenstein. Otto Waalkes nutzt sie als Vorlage für seine Interpretationen, vielfach angereichert mit seinem Markenzeichen, dem Ottifanten. (tha)

 https://walentowski-galerien.de/