© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Umwelt
Vorbildlich durch die Krise
Paul Leonhard

Einst mußte man sich vor Blockwarten, Zuträgern, hauptamtlichen oder nebenberuflichen IMs vorsehen. 2020/21 hatten Infektionsschutzverweigerer viel Ärger. Künftig dürften Energiebeauftragte nach Sparverweigerern Ausschau halten. Was nach Fake News klingt, läßt sich aus der Regierungskampagne „80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel“ ablesen: Darin wird nicht nur für Sparduschköpfe geworben, sondern auch dazu aufgefordert, einen eigenen Beitrag zur Stromerzeugung zu leisten, um so mitzuhelfen, „unsere Klimaziele“ zu erreichen. Die ersten beiden Energieeinsparverordnungen (19 Grad im Büro, Beleuchtungs- und Poolheizungsverbote usw.) passierten nun das sanktionstreue Ampel-Kabinett. Daher sollte man sich jetzt seine Nachbarn genauer ansehen: Wer könnte den Behörden bei Sparverstößen „einen Tip“ geben, wie es Wirtschaftsminister Robert Habeck so schön formulierte?

Bei einem Strompreis von 40 Cent kann das Balkonkraftwerk 200 Euro Ersparnis bringen.

Wer amtlichen Besuch verhindern möchte, kann mit auffällig am Balkon oder der Hauswand angebrachten Solarpaneelen demonstrieren, wie olivgrün er ist. Diese sind so groß wie eine Kindermatratze und unübersehbar. Ein Balkonkraftwerk liefert bis zu 600 Watt – wenn die Sommersonne mittags direkt auf die Module einstrahlt. Aber: Fällt der Strom aus, hat auch die Photovoltaik ein Problem, denn der Wechselrichter benötigt den 50-Hertz-Takt des Stromnetzes. Daher ist eine Powerstation Pflicht, doch der Akku treibt die Anschaffungskosten auf über 1.000 Euro. Die Hersteller versprechen einen Jahresertrag von 500 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 40 Cent bedeutet das 200 Euro Ersparnis. Da die Paneele meist zwölf Jahre Garantie haben, könnte sich das rechnen. Und würde in Deutschland die EU-Verordnung 2016/613 gelten, müßte man das Kraftwerk nicht einmal anmelden. Doch hierzulande muß der lokale Netzbetreiber informiert und die Anlage bei der Bundesnetzagentur registriert werden.