© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Meldungen

Verpaßte Bahnanschlüsse: Arbeit am Deutschlandtakt

MÜNCHEN. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 nennt der Informatikprofessor Wolfgang Hesse (LMU München) einen „unverantwortlichen Wahnsinn“ und eine „gigantische, kaum zu heilende Fehlplanung“. Auch als „Kompromißversion“ bleibe dieser Tiefbahnhof ein Nadelöhr, an dem Taktfahrpläne scheitern. Hesse entwickelte schon in den 1990ern einen „optimalen Fahrplan“, um die Deutsche Bahn effektiver zu gestalten. Vorbild ist die Schweiz, wo man aus jedem Winkel des Landes direkt oder mit guten Anschlüssen überall hinkomme. Der von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) 2018 versprochene „Deutschlandtakt“ sei auch deshalb nicht realisiert worden, weil sich dahinter 180 Projekte verbargen, unter denen solche wie Stuttgart 21 den „Takt“ zugunsten des „Tempos“ verhindern. Mit Methoden der künstlichen Intelligenz arbeitet Hesse daher derzeit an einem „Deutschlandtakt, der wirklich funktioniert“, so daß der Ärger über „verpaßte Anschlüsse“ der Vergangenheit angehören soll (Deutsche Universitätszeitung, 7/22). (hs)

 pro-ausbau.de





Sammelklagen gegen die Vernässung von Mooren

POTSDAM. Die Bundesregierung will mit ihrem vier Milliarden Euro teuren Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ unter anderem trockengelegte Moore wieder großflächig vernässen und so zusätzliche „CO2-Senken“ schaffen. Allein in Brandenburg betrifft das laut Landesumweltminister Axel Vogel (Grüne) 200.000 Hektar. Das stößt auf Widerstand: „Moore sind wertvolles Grünland, das wir klimaneutral für unsere Rinder nutzen und das wir uns von niemandem wegnehmen lassen“, erklärte der Hans-Jürgen Paulsen, Landesvorstand der „Freien Bauern“. Der landwirtschaftliche Interessenverband ruft daher alle betroffenen Eigentümer zu Sammelklagen auf: „Im Gegensatz zu anderen Verbänden, die bereits über Entschädigung nachdenken, halten wir großflächige Vernässungen für ökologisch und ökonomisch falsch und werden unsere Existenzgrundlage nicht verkaufen“, so der 58jährige Biolandwirt aus der Uckermark. „Landwirtschaft dient dem Zweck, die Bevölkerung zu ernähren, und nicht, Regierungsbilanzen zu verschönern.“ (fis)

 www.freiebauern.de





Depressionen: Gezielte Behandlung mittels Gentest

TORONTO. Rund 30 Wirkstoffe gegen Depression sind in Deutschland zugelassen. Ihre Verschreibung folge jedoch dem Prinzip „Versuch und Irrtum“, weil jeder Patient unterschiedlich darauf reagiere. Aber die Zielgenauigkeit der Behandlung lasse sich mit Gentests verbessern, wie ein Forscherteam um Arun Tiwari (University of Toronto) herausfand (Gehirn & Geist, 7/22). Untersucht wurden 183 Probanden. In einem Abstrich der Mundschleimhaut ließen sich Genvarianten auf 14 DNA-Abschnitten der Patienten bestimmen und bekannten Gen-Wirkstoff-Interaktionen so zuordnen, daß sie bei der Dosierung Berücksichtigung fanden. Verglichen mit einer Kontrollgruppe zeigte sich, daß diese auf das Erbgut zugeschnittene Medikation die Symptome der Probanden deutlich linderte und häufiger zu vollständiger Genesung führte. (dm)

 psychiatry.utoronto.ca





Erkenntnis

„Auf dem Mond beträgt die Gravitationskraft ein Sechstel wie auf der Erde, das ist ein gutes Testgelände für den Mars, der ein Fünftel der Erdgravitation hat. Wir brauchen also zuerst etwas Zeit auf der Mondoberfläche, um zu verstehen, wie unsere Technologie in dieser Umgebung funktioniert, bevor wir zum Mars aufbrechen. Mit unseren derzeitigen technischen Möglichkeiten würde eine Reise zum Mars mindestens 210 Tage dauern.“

James Free, Ingenieur für Raumfahrzeuge und Nasa-Direktor für das US-Mondprogramm