© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Haltungsnote
Wessis müssen draußen bleiben
Florian Werner

Im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick können West-Berliner endlich mal wieder ein bißchen Frontstadtromantik erleben. Denn im Freibad des Ortsteils Grünau will man sie – wie zu Zeiten Ernst Reuters – nicht mehr reinlassen. Grund dafür sind wohl nicht zuletzt die jüngsten Massenschlägereien in Schwimmbädern wie etwa dem Olympiabad in Charlottenburg oder dem Columbiabad in Neukölln – allesamt im Westteil der Stadt gelegen.

Dort hatten sich zuletzt immer wieder Dutzende Jugendliche mit teils migrantischer Herkunft gegenseitig mit Fäusten und Tritten traktiert. Die OstBerliner Badeanstalt in Grünau versucht nun anscheinend, solchen Ausschreitungen mit der ersten innerdeutschen Planschgrenze seit 1989 vorzubeugen. „Wenn wir am Morgen schon merken, daß es voll wird, versuchen wir den Zugang vorrangig für Menschen hier aus der Gegend zu sichern. Familien schicken wir niemals weg, weil wir ein Familienbad sind und bleiben wollen“, erläutert ein Mitarbeiter im Gespräch mit der Berliner Zeitung die Politik des Freibads an der Dahme.

Das offenbart einen gefestigten Kassenstandpunkt – schließlich sind Prügeleien schlecht fürs Geschäft. Türsteher fragen die Besucher deshalb gleich am Eingang nach ihrer Postleitzahl – wer dann aus Spandau oder Zehlendorf kommt, muß meist gleich wieder umdrehen. Sich darüber aufzuregen heißt nur, daß man selbst nicht reinkommt.