© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/22 / 02. September 2022

Kabinenklatsch
Nah am Sport?
Ronald Berthold

Vor ein paar Tagen zeigte mir mein bester Freund einen Artikel aus dem Handelsblatt. Als Unternehmensberater hat Micha die Wirtschaftszeitung abonniert. Es ging um Fußball. Nee, stimmt eigentlich gar nicht. Es ging darum, wie sich die Bundesliga ein Alleinstellungsmerkmal – auf neudeutsch: USP – verschaffen kann, um sich im internationalen Vergleich abzuheben. Und vor allem, um den Frust der Fans über die Kommerzialisierung abzufedern.

Und man hat es tatsächlich gefunden. Überraschung: „Political Correctness wird das USP der Bundesliga“, so der Geschäftsführer des VfL Bochum in dem Artikel. Man tut alles dafür, damit sich der Fußball richtig politisiert. Damit der Zuschauer, der schon die ganze Woche über am Arbeitsplatz, im Radio und Fernsehen mit Klimaschutz, Gendergerechtigkeit, Islam als Friedensreligion sowie Zuwanderung und hohe Energiepreise toll beschallt wird, sich so richtig zu Hause fühlt. Daß ihm das alles vielleicht zuviel ist, daß er vielleicht beim Fußball einfach nur abschalten und nicht auf seinen Klassenstandpunkt überprüft werden möchte – auf die Idee kommen die Bonzen nicht. Schade, bisher war mir der kleine Revierklub ganz sympathisch.

Der VfL steht mit dieser Philosophie nicht allein. Seit ein Hamburger Verein vor Jahrzehnten beschloß, ein linksradikaler Hausbesetzer-Klub zu werden, eifern ihm fast alle nach. Und so steht in dem Handelsblatt-Artikel tatsächlich: „Auch ein Klub wie der FC St. Pauli zeigt, wie der Fußball funktioniert, wenn er nah am ursprünglichen Kern des Sports bleibt.“ Wie schräg müssen Journalisten und Fußballfunktionäre drauf sein? Merken diese Leute eigentlich noch, wie sie die Menschen belügen?