© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/22 / 09. September 2022

Der ADAC kritisiert den Tankrabatt und wirbt für das Neun-Euro-Ticket
Gelbe Engel bunt und teuer
Jörg Fischer

Anläßlich der ersten Ölkrise forderte der ADAC im Frühjahr 1974 „Freie Fahrt für freie Bürger!“, denn die Sonntagsfahrverbote waren zwar vorbei, aber das Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen blieb zunächst in Kraft. Doch die ADAC-Kampagne fruchtete: Bald konnten die Westdeutschen wieder rasen – und das schwarze Gold der wankelmütigen Scheichs wurde unter Helmut Schmidt sukzessive durch Nordsee- und Sowjetöl ersetzt.

Heute fordert die ADAC-Motorwelt (3/22) die Clubmitglieder hingegen dazu auf, ihre Wege „zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV“ zu absolvieren, um so „die Abhängigkeit von Ölimporten zu senken und einen großen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“. Die „Gelben Engel“ helfen seit Juni auch „liegengebliebenen Radfahrerinnen und Radfahrern“. Das sei „eine epochale Innovation, die perfekt in die Zeit“ passe, so der 62jährige Chefredakteur Martin Kunz, der die Monatszeitschrift zum Quartalsmagazin schrumpfte und seit acht Jahren mit grüner Propaganda füllt. Da überrascht es nicht mehr, daß ADAC-Präsident Christian Reinicke unter dem Motto „#Gelbistbunt“ die „Charta der Vielfalt“ unter der Schirmherrschaft von Kanzler Olaf Scholz unterzeichnet hat. Passend dazu zog ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand vorige Woche eine „positive Bilanz des Neun-Euro-Tickets“. Nur vom Tankrabatt, der die Autofahrer drei Monate bei der Energiesteuer auf Benzin und Diesel entlastete, hält der 57jährige Jurist nichts: Eine Fortsetzung – wie etwa in Frankreich – würde das „Energiesparen in der für den Herbst zu erwartenden Energieknappheit nicht hinreichend unterstützen“.

Nur für Berufspendler solle es noch „direkte Entlastungen“ geben. Für eine solche Interessenvertretung wird inzwischen ein Premium-Jahresbeitrag von 139 Euro verlangt. Der kleinere Automobilclub von Deutschland (AvD) kümmert sich für 99 Euro um eine ganze Familie und vor allem weiter auch um die gebeutelten Kraftfahrer: „In Deutschland nutzen rund 35 Millionen Menschen aller sozialer Schichten jeden Tag das Auto“, argumentiert AvD-Generalsekretär Lutz Leif Linden. „Wenn der Fiskus also auf einen Teil der Mehreinnahmen, die er durch die enorm gestiegenen Kraftstoffpreise erzielt, verzichtet, ist dies eine sehr wirksame Maßnahme, um den Kostendruck auf die privaten Haushalte abzumildern.“