© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/22 / 09. September 2022

Blick in die Medien
Unpassende Meinungen
Zita Tipold

Trotz der Affäre um Vetternwirtschaft und Korruption im eigenen Haus zeigt der RBB aktuell mit dem Finger auf andere Medien, statt um so fleißiger vor der eigenen Haustür zu kehren. Im Visier hat der Skandalsender die deutschsprachige Budapester Zeitung (BZ). So schrieb ein Redakteur der RBB-Sendung „Kontraste“ jüngst hinterrücks Sponsoren des kleinen Blattes an, das im Gegensatz zu hiesigen Medien eine wirklichkeitsnahe Ungarn-Berichterstattung pflegt. 

„Warum unterstützen Sie eine regierungsnahe Zeitung, die auch radikalen Rechten wie David Engels eine Plattform bieten?“, lautete eine Suggestivfrage des deutschen Senders. Die BZ hatte in der Vergangenheit ein Interview mit dem belgischen Althistoriker und Publizisten abgedruckt, der Römische Geschichte an der Freien Universität Brüssel lehrt. Auch zwei Bücher des Autors, der unter anderem für die JUNGE FREIHEIT schreibt, stellte das Blatt vor. Seinen haltlosen Vorwurf des Rechtsradikalismus zu begründen, mühte der RBB sich nicht. Engels und BZ-Chefredakteur Jan Mainka können darüber nur den Kopf schütteln. 

Auf Twitter teilt er Beiträge von Antifa-Profilen und „antifaschistischen Beobachtern“.

Letzterer wertet die Aktion gegenüber der JF als „dreisten Angriff auf die Pressefreiheit und Medienvielfalt in Ungarn“. Jedes Unternehmen, das aus Sorge um seinen Ruf die Zusammenarbeit beende, könne das Aus für die Zeitung bedeuten. Da die Sponsoren laut Mainka jedoch um die einwandfreie Arbeit des Blattes wissen, stehen sie bislang alle hinter ihm. Das Vorgehen des RBB erinnert an Methoden des linksradikalen Milieus – und das wohl nicht zufällig. Der besagte Redakteur scheint zumindest mit der Szene zu sympathisieren. Auf Twitter teilt er Beiträge von Antifa-Profilen und solche, die sich als „antifaschistische Beobachter des rechten Randes“ verstehen. 

Ein Anwaltsschreiben wegen Rufschädigung an den ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow hat Mainka bereits versendet. Er hat zwar keinen üppig finanzierten Rundfunkapparat hinter sich, dennoch stellt er sich dem Goliath RBB. „Wir sind ein kleines gallisches Dorf – und wir wehren uns.“