© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/22 / 09. September 2022

„Failed State“ Kongo: Die brüchige afrikanische Basis der Energiewende
Ohne Schmiergeld geht nichts
(dg)

Schätzungen zufolge sollen im „Kongo-Freistaat“, der zwischen 1885 und 1908 faktisch zum Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II. gehörte, dort praktizierte brutale Ausbeutungsmethoden fünf Millionen Opfer gekostet haben. Unter späterer Regie des belgischen Staates besserten sich zwar die humanitären, nicht jedoch die ökonomischen Verhältnisse. Daran änderte auch die 1960 für die Demokratische Republik Kongo errungene Unabhängigkeit nichts, da bis 2019 kleptokratische Diktatoren von Mobutu Sese Seko bis Joseph Kabila im Stile Leopolds II. fortfuhren, das rohstoffreiche Land auszuplündern. Die DR Kongo gilt für den im Ökumenischen Netz Zentralafrika engagierten Indologen Heinz Werner Wessler (Uppsala) daher nicht nur als Failing, sondern als Failed State (Herder Korrespondenz, 7/2022), weil „ohne Schmiergeld fast nichts mehr funktioniert“, von innerer Sicherheit wegen der 130 im Land operierenden, teils islamistischen Milizen keine Rede sein könne und im Ostkongo wegen militärischer Invasionen aus Uganda und Ruanda zudem die territoriale Integrität in Frage steht. Unter dem seit 2019 amtierenden Präsidenten Félix Tshisekedi gebe es zwar allerlei „hochfliegende Pläne“, sich als zuverlässiger Lieferant für die „Energiewende im Norden“ zu empfehlen, doch wie immer „hakt es bei deren Realisierung“. 


 www.herder.de