© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/22 / 09. September 2022

Wassernot
Elon Musks durstige Tesla-Gigafactory steht mitten in der brandenburgischen Streusandbüchse
Christoph Keller

Monate bevor die Baugenehmigung für die „Gigafactory 4“ vorlag, wurden schon 154 Hektar Kiefernforst inmitten des Landschaftsschutzgebiets Müggelspree-Löcknitzer Wald gerodet. Doch das war aus Sicht von Naturschützern nicht der Skandal des Tesla-Standorts Grünheide. Wirklich empörend finden sie es, daß Konzernchef Elon Musk seine E-Auto-Fabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet am Rande Berlins errichten durfte. In einer Region, die zu den trockensten Deutschlands zählt.

Dort, wie im übrigen Brandenburg, der einstigen „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“, lassen heiße Sommer und fehlende Niederschläge seit Jahren den Grundwasserspiegel sinken. Ausgerechnet dort, so beklagt die Bürgerinitiative Grünheide, sei von dem alle Gesetze für Naturschutzgebiete und Biotope außer Kraft setzenden Potsdamer Kenia-Kabinett eine Fabrik angesiedelt worden, die jährlich soviel Wasser verbrauche wie eine 40.000-Einwohner-Stadt. Und Teslas ebenfalls in Grünheide geplante Batterieproduktion ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Der über diesen märkischen „Kampf ums Wasser“ berichtende Umweltjournalist Frank Brunner gesteht, von Musks Elektroautos „anfänglich recht angetan“ gewesen zu sein (Natur, 5/22). Während seiner Recherchen zu den Hintergründen des gegen alle ökologischen Bedenken durchgezogenen Monsterbaus habe seine Begeisterung aber „stark nachgelassen“. Trotzdem scheint Brunner weiterhin gutgläubig dem Versprechen Musks zu vertrauen, jedes seiner E-Autos sei „ein Schritt in eine Welt nachhaltiger Energien“. Die Kontroverse um deren höchst zweifelhafte „Nachhaltigkeit“ schenkt sich Brunner daher, um sich allein auf das „Megadesaster“ zu beschränken, zu dem sich eine Fabrik entwickeln könnte, die in einer schon jetzt von Hitze und Dürre geplagten Region produziert.

Als Kronzeuge für diese düstere Aussicht ruft Brunner André Bähler auf, den Geschäftsführer des für die Wasserversorgung von 170.000 Menschen zuständigen Wasserverbands Strausberg-Erk­ner (WSE). Sein Verband habe alle beteiligten Landesbehörden vor Planungsbeginn auf schwerwiegende, nicht nur die Menge, sondern auch die Wasserqualität betreffende Probleme hingewiesen, die Tesla für die Trinkwasserversorgung nach sich ziehen würde. Gegen das Totschlagargument „Arbeitsplätze in einer Zukunftsbranche “ hätten diese Einwände aber keinen Stich gemacht.

Im Gegenteil: Das Landesumweltamt genehmigte den Antrag des Konzerns, die vom WSE geförderte Jahresmenge von 2,5 Millionen Kubikmeter auf 3,7 Millionen zu erhöhen. Wenigstens dagegen zogen Umweltschützer erfolgreich zu Felde: Das Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder gab am 4. März einer Klage des Naturschutzbundes (Nabu) und der Grünen Liga auf Rücknahme der Genehmigung statt – aber nur wegen eines änderbaren Verfahrensfehlers. Den WSE-Eilantrag gegen die Verwendung von Ramm- statt Bohrpfählen beim Bau einer neuen Tesla-Halle lehnten die Richter im August ab. Der zwischen David und Goliath ausgefochtene Kampf ums Wasser geht aber dennoch weiter.


 www.tesla.com

 www.bi-gruenheide.de