© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/22 / 09. September 2022

Kabinenklatsch
Wer nicht will, der hat schon
Ronald Berthold

Manche Dinge werde ich mir wohl nie erklären können. Ist Niko Kovac nun ein herausragender Fußballtrainer? Oder habe ich mich getäuscht? Seit er vor vier Jahren mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewann und Bayern München mit 3:1 an die Isar zurückballerte, hat er den Nimbus des Superhelden. Dazu ist er noch absolut sympathisch und – jenau wie Icke – richtiger Berliner.

Eigentlich vor jeder Saison habe ich mir gewünscht, daß der Weddinger nun endlich zu seinem Klub, also zu meiner Hertha, zurückkehren möge. Doch irgendwie klappte es nie. Stattdessen ging er zum FC Bayern, zu AS Monaco und nun nach Wolfsburg. Also, die ersten beiden Stationen will ich ihm verzeihen. Trainer des Rekordmeisters zu sein und an der Côte d’Azur zu wohnen, ist nun wirklich nicht so übel. Aber Wolfsburg? Hallo?

Was will er denn da? Gut, ist nur eine Stunde mit dem ICE nach Berlin, wenn der Lokführer nicht wieder mal vergißt, dort überhaupt anzuhalten. Nun arbeitet Niko also in der VW-Stadt, obwohl auch bei Hertha die Trainerstelle vakant war. Was für ein Kontrast zu Monaco. Oder zu seiner Heimatstadt. Aber wie es im Moment aussieht, legt er bei dem Autoklub eine Bauchlandung hin. Zwei Punkte nach fünf Spielen, das hatten sich wohl alle anders vorgestellt. Zumal Wolfsburg schon gegen beide Aufsteiger gespielt hat. 

Da bin ich wieder bei meiner Ausgangsfrage. Was ist der Niko nun für einer? Ich habe mich dafür entschieden, daß er völlig überschätzt wird. Außerdem: Wer nicht will, der hat schon. Wenn er nicht zu Hertha will, kann er meinetwegen bleiben, wo der Polo wächst. Und dort demnächst gefeuert wird.