© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Corona-Geisterfahrt ab dem 1. Oktober
Wir brauchen keine Maulhelden
Frank Hauke-Steller

Die Szene war zu schön: Gesundheitsminister Karl Lauterbach prahlte dieser Tage in Israel damit, Deutschland habe die strengsten Corona-Regeln in ganz Europa. Offenbar hatte er sich ein Bravo seines Gegenübers erhofft. Schließlich galt hier einst ein strenges Covid-Regime. Doch der Ge-neralsekretär des israelischen Gesundheitsministeriums zuckte nur mit den Schultern und sagte, in seinem Land gebe es nicht einmal mehr eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen: „Wir leben mit dem Virus.“ Jeder sei für sich selbst verantwortlich.

Am 1. Oktober beginnt Deutschlands weltweite Geisterfahrt. Am Steuer sitzt ein Minister, der nicht mitbekommt, daß er auf der Gegenfahrbahn unterwegs ist, daß ihn die anderen Länder in seinem paranoiden Übereifer nur noch belächeln. Nicht nur Israel, auch die früheren Super-Hardliner Frankreich und Neuseeland haben die Pandemie für beendet erklärt.

Wie ist es möglich, daß ein Mann seinen Wahn an der Bevölkerung ausleben kann? Liegt es daran, wie Wolfgang Kubicki mutmaßte, daß Lauterbach ohne Salz, Zucker, Alkohol und Freundin lebt? Daß er außer Corona nichts hat? Mag sein, aber warum bremst ihn keiner? Wo ist die FDP? Wir brauchen keine Maulhelden, sondern Politiker, die das Lenkrad um 180 Grad drehen. Die endlich alle Grundrechtseinschränkungen inklusive der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zu-rücknehmen.