© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Rechte Parteien auf dem Vormasch
Nun müssen sie sich bewähren
Andreas Mölzer

Die italienischen Parlamentswahlen sind noch nicht geschlagen, die schwedischen zum Redaktionsschluß noch nicht vollständig ausgezählt. Und doch steht es bereits als Menetekel an den Wänden der Redaktionsstuben europäischer Medien: die Rechte ist im Vormarsch! Tatsächlich sind die Schwedendemokraten die großen Wahlsieger im skandinavischen Königreich. Die Rechtspartei wird zwar nach wie vor allenthalben als „rechtsextremistisch“ bezeichnet. Jimmie Åkesson und seine Mitstreiter spielen jedoch die Rolle des Züngleins an der Waage innerhalb eines möglichen Rechtsbündnisses, auch wenn sie diesmal noch nicht in die Regierung gelangen. Ihre politischen Forderungen werden sie allerdings mit Sicherheit verstärkt einbringen können: den Kampf um die innere Sicherheit gegen das chaotische Ausufern der Kriminalität sowie gegen die unkontrollierte Massenzuwanderung.

Auch in Italien zweifelt kaum jemand am Wahlerfolg Giorgia Melonis. Die Brüder Italiens werden sich allerdings gemeinsam mit Salvinis Lega und Berlusconis Forza bewähren müssen. Multiple Krisen stehen bereits vor der Tür. Fest steht nur: Jene Stimmen aus dem politisch-medialen Mainstream, die noch vor kurzem geätzt hatten, die Zeit der Rechtspopulisten in Eutopa sei vorbei, wurden eines Besseren belehrt. Nicht nur in Schweden und in Italien setzen die Menschen angesichts ausufernder Corona-Maßnahmen, Massenzuwanderung, galoppierender Inflation, dramatischer Energieverteuerung und des Ukrainekrieges auf die zumeist oppositionellen Freiheitsparteien. Nun müssen die Parteien zeigen, daß sie auch die Fähigkeit zur Krisenbewältigung besitzen. Radikale Sprüche alleine reichen nicht.