© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Meldungen

„Es wird ökonomisch ein verdammt harter Winter“

CAMBRIDGE. Der US-Ökonom Kenneth Rogoff hat angesichts „der nicht enden wollenden Krisen“ vor einer „De-Globalisierung“ gewarnt. „Die Lage ist wesentlich schlimmer als noch vor fünf Jahren. Die Weltwirtschaft könnte in die Rezession abgleiten“, sagte der Harvard-Professor dem Handelsblatt. „Kaum Wachstum, die mit unglaublicher Wucht zurückkehrende Inflation, die Energiekrise – das erinnert mich alles an die 1970er Jahre.“ Die US-Inflationsrate werde sinken, wenn sich die Energiepreise wieder normalisieren: „Möglicherweise bleiben wir auf einem Niveau zwischen vier und fünf Prozent zum Ende des Jahres und 2023“, so der frühere Chefökonom des Weltwährungsfonds IWF. In Europa sei die Lage schwieriger: „Die Folgen des Ukrainekriegs sind dort viel unmittelbarer. Der jetzige Energieschock ist in seiner Wirkung auf die Volkswirtschaften kaum zu überschätzen. Es wird ökonomisch ein verdammt harter Winter werden“, prognostizierte Rogoff. Und werde China nicht bald mit Covid-19 fertig, „dann steuern wir auf die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zu“. (fis)

 scholar.harvard.edu/rogoff





Mindestlohnerhöhung: Kaum mehr Arbeitslose

MÜNCHEN. Die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von 10,45 auf zwölf Euro zum 1. Oktober könnte einen zusätzlichen Inflationsschub bringen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts. 58,3 Prozent der Firmen, die bislang Mitarbeiter für unter zwölf Euro pro Stunde beschäftigen, wollen ihre Preise hochsetzen. Allerdings planen nur 12,7 Prozent der betroffenen Unternehmen, wegen des Mindestlohns Stellen abzubauen: 82,7 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahl gleich halten, und 5,1 Prozent möchten sie sogar erhöhen (Ifo Schnelldienst, 9/22). Die große Mehrheit „plant nicht, die teurer gewordenen Arbeitskräfte durch Kapital zu ersetzen oder in das Wissen der Beschäftigten zu investieren, um deren Produktivität zu steigern“, erklärte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. In Westdeutschland zahlten bisher 29,1 Prozent der an der Ifo-Umfrage teilnehmenden Firmen teilweise weniger als zwölf Euro pro Stunde, im Osten 39,9 Prozent. Unterschiede gebe es auch zwischen den Branchen: In der Gastronomie zahlten 78, in der Leiharbeit 63,5 und im Einzelhandel 57,9 Prozent der Firmen bislang unter dem neuen Mindestlohn. Im Bauhauptgewerbe waren es lediglich 10,8 und in der Chemieindustrie nur 21,9 Prozent. (fis)

 www.ifo.de/publikationen





Zahl der Woche 

401 Millionen Euro haben die deutschen Städte und Gemeinden 2021 durch die Hundesteuer eingenommen. Das waren 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr (380 Millionen Euro). Die von der Anzahl der Hunde im Haushalt oder von der Hunderasse abhängigen Einnahmen sind im Zehn-Jahres-Vergleich um 46 Prozent gestiegen: 2011 hatte die Hundesteuer nur 275 Millionen Euro eingebracht. Quelle: Statistisches Bundesamt