© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Zeitschriftenkritik: The European Conservative
Konservative Internationale
Julian Schneider

Fragt die Mutter ihr Kind, wie es denn in der Schule war. Der Sohn kotzt darauf einen dicken Regenbogenstrahl aus. Die Karikatur über LGBT-Indoktrinierung in Schulen zum „Pride-Month“ in der aktuellen Ausgabe von The European Conservative hat nun dazu geführt, daß die Vierteljahreszeitschrift aus dem wichtigsten Zeitschriftenhandel Großbritanniens verbannt wurde. Nach Beschwerden eines griechisch-britischen Dramatikers und seines Partners, eines Theaterdirektors, über die Karikatur und ein Interview mit Viktor Orbán, warum solcher „faschistische Dreck“ verkauft werde, machte die große Buchhandelskette WHSmith sogleich den Kniefall und zog das Magazin zurück. Der Chefredakteur der Zeitschrift, Alvino-Mario Fantini, sprach daraufhin von einer progressiven „Handels-Fatwa“. Er fragte, warum jene, die ständig von Vielfalt redeten, echte Meinungsvielfalt unterdrückten.

Wer es noch schafft, The European Conservative im Handel zu ergattern, dürfte beeindruckt sein von der (auch literarischen) Qualität der Beiträge von renommierten Autoren, der Bandbreite an Themen und der gediegenen Aufmachung mit wunderbaren Illustrationen. Die Zeitschrift nennt sich zu Recht Europas bestes konservatives Journal in englischer Sprache. In der aktuellen Ausgabe schreibt der irische Philosoph und Schriftsteller Mark Dooley über den Niedergang der Lesekultur und die Rettung des Selbst durch Lektüre, der Theologe Christiaan Alting von Geusau fragt: „Was ist Bildung?“, der portugiesische Historiker Jaime Nogueira Pinto blickt zurück auf konservative Gegner der Aufklärung und der Revolution von 1789 (Joseph de Maistre, Louis de Bonald und Donoso Cortés), drei schwedische Wissenschaftler analysieren, wie die Sozialdemokratie und die nach links gewendete Kirche Schweden verformt haben, der belgische Historiker David Engels schreibt über das Museo Naval in Madrid und Wolfgang Fenske, Leiter der Berliner Bibliothek des Konservatismus, über schottischen Whisky. Andere Autoren kommen aus Spanien, Ungarn, Österreich, Polen, Chile oder den USA. Einige schreiben mit einer stark katholisch-konservativen Orientierung, etwa Charles Coulombe über Dollfuß und Renner als Held und Verräter. Im Interview erklärt der im estnischen Exil lebende russische konservative Kirchenhistoriker Dimitriy Savvin, warum Putin ein neo-sowjetisches Regime aufbaue.

The European Conservative ist zu einem europäischen Sammelplatz konservativer Intellektueller und Publizisten geworden, schafft eine europäische Vernetzung, eine rechte Intellektuellen-Internationale. Wohl auch deshalb reagieren Linke so allergisch.

Kontakt: European Conservative Nonprofit Ltd., H-1016 Budapest, 49.-53. Somlói Road, Hungary. Das Einzelheft kostet im englischen Zeitschriftenhandel 9,90 Pfund.

 www.europeanconservative.com