© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Nato-Beitritt: Finnlands vorbildliche Heimatverteidiger
Stets an Wehrpflicht festgehalten
(ob)

Der Ukraine-Krieg war für das seit 1947 zu strikter Neutralität verpflichtete Finnland der letzte Anstoß, um der Nato beizutreten. Für den BWL-Professor Christian Führer (Mannheim) schließt die Aufnahme ins Nordatlantische Verteidigungsbündnis daher einen dreißigjährigen Prozeß ab, der für das dünn besiedelte Land mit seiner 1.300 Kilometer langen Grenze zu Rußland nach dem Zerfall der Sowjetunion begann. Er führte zunächst in die EU (1995) und den Euro-Raum (2002), bevor Finnland sicherheitspolitisch schrittweise in Nato-Nähe rückte. 2016 übte erstmals eine US-Heereseinheit auf finnischem Boden. Das neue Mitglied empfehle sich mit seinem gesellschaftlich solide verankerten Konzept der „totalen Verteidigung“ als ein „wertvolles Vorbild“ (Europäische Sicherheit & Technik, 6/2022). Aufgrund der historischen Erfahrung langer Fremdbestimmtheit durch Schweden und Rußland hielt auch das neutrale Finnland stets an der Wehrpflicht fest. 80 Prozent aller männlichen Staatsbürger leisten aktiven Wehrdienst. Eine vergleichbare Quote erreichen nur Israel und Südkorea. Entsprechend hoch liege die Bereitschaft, das Vaterland zu verteidigen: Der in Umfragen ermittelte Wert von 74 Prozent ist der höchste in Europa; für die Bundesrepublik würden kümmerliche 18 Prozent seiner Bürger kämpfen. 


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