© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Frisch gepreßt

Neue Rechte. Kein Jahr vergeht, ohne daß ein „Rechtsextremismus-Experte“ mit einer neuen Veröffentlichung um die Ecke kommt. Angepriesen werden in der Regel brandgefährliche Strippenzieher, die sich dem Leser später als friedliche Konservative entpuppen. Aktuell zieht Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber, der an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung lehrt, mit Blick nach rechts Bilanz. Die „Neue Rechte“ definiert er als Strömung Gebildeter, die angeblich einen politischen Umsturz ersinnen. Deshalb müsse auch von „intellektuellem Rechtsextremismus“ gesprochen werden. Er bekundet zwar, es gehe nicht um „eine moralische oder politische Diskreditierung demokratisch-konservativer Gesellschafts- oder Staatskritik“, gleichzeitig nimmt er aber auch besonnene Stimmen wie Althistoriker und Publizist David Engels oder Historiker Karlheinz Weißmann in die Mangel. Ersterem wirft er vor, „die bestehenden demokratischen Strukturen überwinden“ zu wollen. Deshalb könne Engels „kaum noch dem demokratischen Konservatismus zugerechnet“ werden. Von Alain de Benoist bis zur JUNGEN FREIHEIT werden Publizisten und Medien nacheinander abgefrühstückt. Statt gewinnbringender Erkenntnis bleibt es aber bei halbgarem Wischiwaschi. (zit)

Armin Pfahl-Traughber: Intellektuelle Rechtsextremisten. Das Gefahrenpotential der Neuen Rechten. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2022, broschiert, 184 Seiten, 18 Euro





Islamische Zukunft. Maria Pilar hat ein weiteres Buch nachgelegt, das sich kritisch mit dem Islam befaßt. Bereits 2019 hatte sie, oder er, vor der Ausbreitung dieses Glaubens in Europa gewarnt. Daß Pilar nicht öffentlich auftritt und ein Pseudonym nutzt, zeigt, wie gefährlich Islamkritik sein kann. An Idealismus scheint es dem anonymen Autor nicht zu mangeln, auch Fachkenntnis läßt sich dem Verfasser nicht absprechen. Was ist der Unterschied zwischen Schiiten und Sunniten? Warum sind die beiden Gruppen verfeindet? Was bedeutet „Fatwa“, was ist ein „Dhimmi“? Diese und weitere Fragen werden dem Leser verständlich beantwortet. Auch die Kritik am oft barbarischen Umgang mit Minderheiten in islamischen Gesellschaften trifft ins Schwarze. Schade, daß Pilar an anderer Stelle Politikern unbelegte Zitate unterstellt. Cem Özdemir kann für vieles kritisiert werden, doch „Wir wollen, daß Deutschland islamisch wird“, hat er nie gesagt. Selbiges gilt auch für andere vermeintliche Zitate von Grünen-Politikern, die im Buch auftauchen. Wer so etwas schreibt, macht sich unseriös. Thematisch Interessierte sollten lieber auf Hamed Abdel-Samad oder Thilo Sarrazin zurückgreifen. (st)

Maria Pilar: Das europäische Christentum auf dem Rückzug – Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2022, broschiert, 496 Seiten, 24,80 Euro