© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/22 / 16. September 2022

Leserbriefe

Zu: „Medien und Politik / Die den Diskurs lenken“ von Dieter Stein, JF 37/22

Angeblich kein öffentliches Interesse

Mit Blick auf den jüngsten Skandal beim NDR verweisen wir auf unsere eigene Erfahrung: Anfang März 2016 hatte das NDR-Magazin „Panorama 3“ einen Beitrag über unseren Fall unter dem Titel „Bizarrer Streit um Grundstücke“ (abzurufen in der NDR-Mediathek) veröffentlicht. Durch intensive eigene Recherche stellte sich für uns heraus, daß unsere eigene, öffentlich gewordene Geschichte nur die Spitze des berühmten Eisbergs ist, unter dem sich offenbar ein Interessengeflecht zwischen Politik, Justiz, Rundfunkrat und NDR-Sendeanstalt verbirgt. So wurde unsere mehrmalige Bitte an das NDR-Studio Oldenburg, hier die weitere Entwicklung und die erst nach dem oben genannten TV-Beitrag feststehende große Dimension dieser Betrügereien im Bereich des Grundstückrechts in Form einer Folgeberichterstattung als umfassende Information für die Bürger zu recherchieren und zu senden, mit der fadenscheinigen Begründung des nicht erkennbaren „öffentlichen Interesses“ abgelehnt. Schließlich wurde erst kürzlich sogar extra ein Sachverhalt für die Verweigerung in dieser Sache durch das für die Region zuständige NDR-Studio Oldenburg erfunden. Denn hier belügt, täuscht und betrügt die Gemeinde Edewecht ihre Bürger, indem sie die von ihr auszuweisenden, herzurichtenden und zu unterhaltenden öffentlich-rechtlichen Ausgleichsflächen (manche nur zum Teil) als private Grünflächen deklariert und ahnungslosen Grundstückskäufern diese Flächen auf ihrem neu erworbenen Baugrundstück zu Baugrundstückspreisen verkauft und ihnen auch noch die Herrichtung und Unterhaltung unterschiebt. Daß durch diese perfide und subtile Art des „Verkaufs“ privater Grünflächen, die tatsächlich öffentlich-rechtliche Ausgleichsflächen sind, auch der Baugrundstückswert drastisch eingeschränkt wird, ist nur eine Randerscheinung neben den anderen noch damit verbundenen Nachteilen, bis hin zur bevorstehenden Neufestsetzung der Grundsteuer ab 2025! 

Dabei hatte doch gerade der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow am 12. August 2022 im Kölner Stadt- Anzeiger erklärt, ARD-Mitarbeiter seien sui generis Diener der Gesellschaft, um diese unvoreingenommen zu informieren.

Hannelore & Ingo-Volkmar Altrock, Edewecht






Zu: „Umverteilen zum Wohlfühlen“ von Marc Schmidt, JF 37/22

Wo ist das ganze Geld geblieben?

Abgesehen davon, daß das von den Koalitionären genannte „wuchtige Paket“ einen großen Teil äußerst unsicherer und in die Zukunft prognostizierter Posten enthält, ist auch der Punkt „Abzugsfähigkeit der Rentenbeiträge“ nur vordergründig ein Teil der Entlastung. Vergessen wird nämlich, daß später die Renten zu versteuern sind! Aus meiner Sicht wurde diese Änderung des Rentensystems gemacht, weil die Rentner immer älter werden und damit höhere Steuereinnahmen erwartet werden. Wer sich in der Republik umsieht, erkennt, daß Bundeswehr, Bahn, Straßen, Brücken, Schulen etc. in einem kaputten Zustand sind. Wir dürfen in unserer Republik im Gegensatz zu anderen Europäern, die zum Teil wesentlich höhere Renten haben (Italien 91,8 Prozent, Österreich 89,9 und Spanien 83) und wo der Renteneintritt früher beginnt, erst mit 67 Jahren in Rente gehen – und das bei mageren 47 Prozent des letzten Verdienstes. Nachdem wir auf der anderen Seite mit die höchsten Abgaben in der EU haben, muß sich doch jeder wirklich fragen: Wo ist das ganze Geld geblieben?

Dr. Bertram Staudenmaier, München






Zu: „Der Westen fehlte“ von Curd-Torsten Weick, JF 37/22

Angst der EU vor möglicher Provokation?

Des verstorbenen ehemaligen Staatsmanns, der letztendlich die friedliche Wiedervereinigung unseres Landes ermöglichte, nur im Rahmen eines Gedenkaktes im Bundestag zu erinnern, ist angesichts dieses historischen Verdienstes dürftig. Nachdem aufgrund der derzeitigen Lage eine Teilnahme an der Beerdigung vor Ort vielen Staatsoberhäuptern des Westens nicht möglich war, hätte ich mir eine Trauerfeier vor dem Brandenburger Tor mit den Staatschefs der EU gewünscht und vorstellen können, wo auch eine Anteilnahme der Bevölkerung möglich und ein Bedürfnis gewesen wäre. Oder wurde dies als mögliche Provokation gegenüber Putin gesehen und deshalb davon Abstand genommen? Es wäre ein Zeichen des Zusammenhalts gewesen! Ich mag nicht wissen, wie wir die letzten 32 Jahre ohne Gorbatschows Ja zur Wiedervereinigung sonst erlebt hätten.

Paul Jörg, Denklingen




Fehlendes Taktgefühl

Der einzige westliche Staatsmann, der am Begräbnis von Michail Gorbatschow teilnahm, war Viktor Orbán. Deutsche und österreichische Spitzenpolitiker und andere glänzten durch Abwesenheit. Insbesondere für Deutschland ist das eine Schande. Ohne Gorbatschow hätte es keine deutsche Wiedervereinigung gegeben. Sich nur durch Diplomaten zweiten Ranges vertreten zu lassen, zeugt von einem fehlenden Taktgefühl und einer Undankbarkeit. Das Begräbnis hatte ja mit Putin nichts direkt zu tun.

DI Bernhard Gübitz, Velden/Wörthersee, Österreich






Zu: „Aufzeichnungen eines Seismographen“ von Heimo Schwilk, JF 37/22

Kunstgebilde der rechten Art vergessen

Eine Neigung zur Beckmesserei kommt nicht gut. Und doch: So fand ich hier den Autor Heimo Schwilk vor einem Portrait seines Meisters Ernst Jünger abgebildet. Diese Zeichnung – hier in einer Offsetreproduktion gezeigt – stammt immerhin von Horst Janssen, der Jünger verbunden war. Zur Trauerfeier Janssens 1995 schickte der 100jährige einen Kranz. Die Bildunterschrift verschweigt den Namen des Künstlers. Und das nicht zum ersten Mal. Ähnlich war es in der JF-Ausgabe zum 20. Juli: Als Illustration zu dem Interview mit Marita Lanfer über den Deutschen Widerstand wurde das eindrucksvolle Detail der Figur des Ehrenmals im Hof des Bendlerblocks gestellt. Leider wurde der Name des Bildhauers nicht mitgeteilt. Diese unvergeßlich kraftvoll geballten Fäuste der gefesselten Hände modellierte Richard Scheibe, der beste figürliche Bildhauer seiner Zeit. Die Figur wurde von Bürgermeister Ernst Reuter am 20. Juli 1953 enthüllt. „Ein Kunstgebild der rechten Art – wer achtet sein?“ fragt der Dichter Mörike. Ich möchte denken, daß die JF immer bestrebt ist, die Kunst, die wirklich Kunst ist, auch zu benennen.

Dr. Thomas Gädeke, Flensburg






Zu: „Die Raupe Nimmersatt aus Warschau“ von Bruno Bandulet, JF 37/22

Es brauchte nur einen Federstrich

Die unendliche Geschichte der polnischen Reparationsforderungen an Deutschland ließe sich mit einem Federstrich erledigen. Die Bundesregierung muß endlich der polnischen Regierung eine Gegenrechnung über den unschätzbaren Wert der von Polen rechtswidrig annektierten deutschen Ostgebiete und des rechtswidrig erlangten Eigentums der deutschen Vertriebenen präsentieren. Der Gesamtwert dieses Diebesgutes dürfte die von den Deutschen in Polen angerichteten Kriegsschäden um ein Vielfaches übersteigen. 

Im übrigen gehört es zur geschichtlichen Wahrheit, daß Deutschland mit Polen eine friedliche Lösung der Streitigkeiten in der Danzig- und Korridorfrage sowie beim Minderheitenproblem wiederholt angestrebt hat. All diese entgegenkommenden Vorschlage wurden von der polnischen Regierung abgelehnt. Diese spekulierte auf den Krieg in der Hoffnung, nach einer deutschen Niederlage sein Territorium bis zur Oder-Neiße zu erweitern, was den Polen dank Stalin und Churchill ja gelungen ist. 

Günter Zemella, Schwäbisch Hall






Zum Schwerpunktthema: „Unfähig zum Dialog“, JF 36/22

Ein einziger Widerspruch reicht aus

Thilo Sarrazin ist über die Jahre der intellektuelle Fels in der Brandung sozialdemokratischer und anderweitiger politischer Verirrungen. Seine Fähigkeit, emotionsfrei sachlich und kenntnisreich auf die Fehlentwicklungen in unserem Land hinzuweisen, ist bisher hochzuschätzen. Und der Erfolg seiner Bücher ist (auch) ein Lichtblick in der sonstigen Trübnis dieser Zeit. Aber! Im jüngsten Interview mit der JUNGEN FREIHEIT hätte er sich nicht über die Probleme mit dem „Wuhan-Virus“ äußern sollen! Wo er generell Ratio und Vernunft bei der Sicht auf diese Welt einfordert, bezweifelt er die Unfähigkeit ganzer „Gruppen“, sich dieser Ratio zu bedienen. Er diffamiert die Impfskeptiker der „Querdenker“ in bester Manier der „Kartellparteien“ und hält es für notwendig (vernünftig?), doch den (tatsächlichen?) Mehrheiten von Fachleuten (?) zu folgen, die die zweifelhafte Regierungspolitik bis heute stützen, wo er dieser doch sonst vielerlei Unsinn ankreidet. Dabei sollte er doch gerade mit Einstein (den er hier eher unpassend zitiert) wissen, daß Wissenschaft keine von „demokratischen“ Mehrheiten bestimmte Veranstaltung ist, sondern im Gegenteil eine einzige Stimme ausreicht, um eine selbst von den Mehrheiten angenommene Hypothese zu widerlegen, zu falsifizieren. 

Die gerade von Sarrazin so gern genutzte Statistik hat uns („Querdenker“) in den vergangenen „Pandemie-Jahren“ gelehrt, den Halb- und Teilwahrheiten der Regierung zu mißtrauen. Die Nachrichten aus dem Ausland zu der um Größenordungen größeren Nebenwirkungsrate des gentechnischen Impf-Experiments gegenüber nicht übereilt eingeführten bewährten Impfstoffen stützen doch die von Sarrazin sonst propagierte kritische Haltung. Was hat Sarrazin bewogen, seine Linie zu verlassen? Welchen Fachleuten vertraut er, der von Immunologie, Virologie, Epidemiologie, Biochemie und Physiologie nichts versteht?

Dr. Wilfried Jacobi, Bad Sassendorf




„Experten“ liegen meist falsch

Herzlichen Glückwunsch zu diesem Interview! Fast alles, was Thilo Sarrazin sagt, deckt sich mit meinen Erfahrungen und meiner Sicht der Dinge. In einem Punkt liegt er meines Erachtens aber nicht richtig: Am Ende des Interviews meint Herr Sarrazin richtigerweise, daß es in bezug auf die eigene Urteilskraft durchaus Grenzen gibt und man doch lieber auf die „Experten“ hören solle. Damit hat er natürlich prinzipiell recht, dennoch habe ich hier meine begründeten Zweifel. Nach jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit in der Sportwissenschaft kann ich nur sagen: Die „Experten“ liegen meist falsch! Manchmal dauert es gar Jahrzehnte, bis sich das herausstellt, etwa in der Sportwissenschaft: So galt die Dehnung nach dem Training als Pflicht, da sie Muskelkater und die Verkürzung von Muskeln verhindere – aus heutiger Sicht: Unsinn! Auch hieß es, eine hohe Intensität im Training verhindere die Fettverbrennung – heute gilt das genaue Gegenteil als richtig. Oder die Ansage, daß bei der Übung Kniebeuge nicht tiefer gebeugt werden solle als bis zum rechten Winkel im Knie – heute gilt: den rechten Winkel im Knie als Umkehrpunkt der Bewegung sollte man unbedingt vermeiden. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen.Generationen von Trainern und Übungsleitern wurde das so beigebracht, galt als „Expertenwissen“, und Millionen Sportler mußten so (aus heutiger Sicht: falsch) trainieren. Im günstigsten Falle war das Training nicht erfolgreich, im ungünstigsten Falle aber auch gesundheitsschädlich. 

Wieso erwartet Herr Sarrazin von uns, daß wir „Experten“ vertrauen? Im übrigen hat Sarrazin in der Frage zur Impfung gegen das Coronavirus unrecht. Mittlerweile wird sogar offiziell zugegeben, daß die Schutzwirkung der Impfung unterirdisch schlecht ist. Der beste Schutz gegen das Coronavirus und alle anderen Krankheitserreger ist ein durch eine gesunde Lebensweise unterstütztes und gut trainiertes leistungsfähiges Immunsystem. So sagten die „Experten“ jedenfalls noch vor einigen Jahren.

Steffen Keine, Leipzig 






Zu: „Nicht so harmlos, wie ihr denkt“ von Dietmar Mehrens, JF 36/22

Digitale Diskriminierung

Dieser Aufsatz verdient die Schulnote 1+. Besonders der Vorschlag, ein Grundrecht auf Digitalfreiheit einzuführen, ist eine glänzende Idee. Ein schleichender Zwang zur Digitalisierung läuft schon seit Jahren. In TV-Nachrichten ist fast täglich zu hören: „Mehr zu diesem Thema erfahren Sie unter www....“ usw. Banken und Sparkassen belästigen ihre Kunden ständig mit Propaganda für „online banking“. Angeblich würde durch die Digitalisierung Papier gespart und so die Wälder geschont. So werden nicht nur ältere, sondern vor allem auch ärmere Leute, die sich keinen Computer leisten können, diskriminiert. Trefflich entlarvt der Autor auch die Heuchelei der „Klimaretter“, für die die stromfressende Digitalisierung kein Thema ist. Der Bau von Windrädern gefährdet (auch) die Wälder, während Papier wiederverwertet werden kann. Die Vorteile der Digitalisierung sind zwar unbestritten, doch ein Zwang hierzu steht im Widerspruch zu Freiheit und Demokratie.

Günter Foerster, Bielefeld