© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Jimmie Åkesson hat seine Schwedendemokraten erfolgreich reformiert und steht nun vor einer Regierungsbeteiligung.
Konsequent zum Erfolg
Paula A. Axell

Jimmie Åkesson ist der Mann, der die politische Landkarte Schwedens neu gezeichnet hat. Dabei wurden er und die Sverigedemokraterna, die Schwedendemokraten (SD), lange ausgegrenzt. Doch nun, da seine Partei bei der Reichstagswahl zweitstärkste Kraft geworden ist und vor einer Regierungsbeteiligung steht (siehe Bericht Seite 9), ist eine echte politische Wende in dem kleinen nordischen Land in Reichweite.

Erst 43 Jahre alt ist Åkesson. Geboren auf der Halbinsel Schonen, der Südspitze Schwedens, begann er seine politische Laufbahn bereits als Jugendlicher in der Jugendorganisation der Moderaten, einer bürgerlich-liberalkonservativen Partei. Doch schon bald fand der Sohn eines Unternehmers und einer Krankenschwester deren Wirtschaftspolitik zu liberal, auch teilte er ihre Begeisterung für den EU-Beitritt 1995 nicht. Im selben Jahr schloß er sich daher der Jugendorganisation der Schwedendemokraten an – kurz nachdem die extremeren Gründer die 1988 ins Leben gerufene Partei verlassen hatten.

Sein Studium der Politik- und Rechtswissenschaften, der Volkswirtschaft und Philosophie an der Universität Lund vertiefte sein Interesse an Gesellschaft und Politik. In dieser Zeit lernte er andere spätere Führungspersönlichkeiten der SD kennen, wie den derzeitigen Generalsekretär Richard Jomshof und den stellvertretenden Parteichef Mattias Karlsson.

Åkessons Doppelstrategie: Die Partei muß radikal genug sein – die schärfsten Kanten aber abgeschliffen werden. 

Bevor Åkesson 2005 den Vorsitz übernahm, war er in verschiedenen Funktionen tätig, etwa in der Kommunikationsabteilung, wo er an der Produktion von Werbung und Pressearbeit beteiligt war. Unter ihm gelang es, das Image der Partei erfolgreich zu reformieren, was von den Wählern zunehmend honoriert wurde: 2010 zogen die Schwedendemokraten mit 5,7 Prozent zum ersten Mal in den Reichstag ein und entwickelten sich schließlich zu einer der größten und wichtigsten Parteien des Landes. Das gelang Åkesson dank einer Doppelstrategie: Einerseits muß die Partei radikal genug sein, um ihre Kernwähler zufriedenzustellen, andererseits mußten die schärfsten Kanten abgeschliffen werden, um Wähler aus der Mitte anzusprechen. Als es 2012 erneute Rechtsextremismus-Vorwürfen gegen die Partei gab, sprach sich Åkesson dafür aus, eine Politik der „Nulltoleranz gegenüber Rassismus und Extremismus“ einzuführen. Und 2015 brach er aufgrund weiterer Vorkommnisse mit der damaligen SD-Jugendorganisation und gründete eine neue Parteijugend. Die alte bildete eine neue Partei – die Alternative für Schweden. 

Nach außen hin haben sich die Schwedendemokraten also zur Mitte hinbewegt, und es ist Åkesson sogar gelungen, sie bei der Zielgruppe der Frauen zur dritterfolgreichsten Partei zu machen. Auch Einwanderer spricht er an, wenn er Sätze sagt wie: „Es geht nicht darum, wie du aussiehst, welche Hautfarbe du hast oder in welchem Land du geboren wurdest. Der Konflikt besteht zwischen denen, die Autos verbrennen, und denen, die Autos bauen.“

Jimmie Åkessons Vision für Schweden ist die einer kohäsiven und sicheren Gesellschaft. Ein Land also, das zusammenhält und in dem sich die Menschen wieder wohlfühlen: Schweden – so sein Grundsatz – war ein gutes Land und es kann wieder ein gutes Land werden, aber das erfordere einen echten Wandel.