© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/22 / 23. September 2022

Meldungen

Teheran weist alle Vorwürfe von sich

TEHERAN. Nach dem Tod der 22jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam in der vergangenen Woche kam es nach Angaben der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars und der Associated Press (AP) zu Studentenprotesten in der Hauptstadt Teheran. Sie hätten eine Untersuchung des Todes von Mahsa Amini und die Auflösung der Sittenpolizei gefordert, die die Kurdin verhaftet hatte, weil sie ihr Haar nicht mit dem islamischen Kopftuch bedeckt hatte, das für iranische Frauen obligatorisch ist. In den sozialen Medien kursierten Videos, die den dritten Tag der Demonstrationen in den mehrheitlich kurdischen Städten im Westen des Irans sowie in der nördlichen Stadt Rasht und einer Universität im Zentrum von Isfahan zeigten. AP habe die Authentizität der Aufnahmen nicht unabhängig überprüfen können, so der Nachrichtensender Al Jazeera. Parallel dazu kritisierte US-Außenamtssprecher Ned Price Teheran. „Iranische Frauen sollten wegen ihrer Kleidung nicht verhaftet oder gar brutal geschlagen werden. Die iranische Regierung sollte auf diejenigen hören, die gegen Mahsa Aminis skrupellosen Tod in Polizeigewahrsam protestieren, und nicht auf sie schießen“, twitterte Price. „Die iranischen Behörden müssen unbedingt dafür sorgen, daß die Grundrechte ihrer Bürgerinnen und Bürger geachtet werden und daß diejenigen, die sich in irgendeiner Form in Haft befinden, nicht in irgendeiner Form mißhandelt werden“, unterstrich Peter Stano, Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Teheran wies die Vorwürfe zurück. Amini sei nach ihrer Festnahme während eines Gesprächs mit einer Beamtin im Polizeisaal plötzlich ohnmächtig und ins Krankenhaus gebracht worden, berichtet die Nachrichtenagentur Irna. Amini habe dann mehrere Tage im Koma gelegen und sei am Freitag verstorben. Die Polizei hatte Videos über Mahsas Ankunft und Anwesenheit im Polizeipräsidium veröffentlicht und betont, daß es keine „physische Begegnung“ mit Mahsa Amini gegeben habe. „Ich habe während meiner Reise nach Usbekistan von diesem Vorfall erfahren und sofort meinen Kollegen befohlen, die Untersuchung der Angelegenheit auf die Tagesordnung zu setzen“, zitiert Irna Irans Präsidenten Seyyed Ebrahim Raisi. Er betrachte „alle iranischen Mädchen als seine Kinder“, erklärte der 62jährige. (ctw)





Tausende demonstrieren und nur Twitter ist dabei

PARIS. Auf Initiative der Partei „Patrioten“ und der „Gelbwesten“ fand am Samstag in Paris eine Großdemonstration gegen die Energieverknappungspolitik der Regierung Macron statt. Die Kleinpartei unter dem Vorsitz des früheren Le-Pen-Stellvertreters Florian Philippot forderte dabei den Rücktritt von Präsident Emmanuel Macron und ein Ende der Boykottpolitik gegen Rußland. Hinter einem Banner „Résistance“ (Widerstand) laufend, traten die Demonstrationsteilnehmer für „Freiheit, Frieden und Souveränität“ und den Austritt aus EU und Nato ein. An der Demonstration, die von den Medien kaum beachtet wurde, nahmen nach Angaben der Veranstalter „zehntausende Menschen“ – sicher aber mindestens Tausende – teil. Im Polizeibericht der Präfektur wurden am Folgetag keine Angaben zu der Veranstaltung gemacht. In Anspielung auf eine zwei Wochen zuvor ebenfalls von den Medien ignorierte Demonstration rief Philippot den Demonstranten zu, „kein Putinsches Hologramm“, sondern real zu sein. (ftm)